Mit zwanzig Jahren wurde er verhaftet, zwanzig Jahre saß er unschuldig in der Todeszelle, forderte aus Verzweiflung schließlich die eigene Hinrichtung …
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Wie der US-Amerikaner Nick Yarris diesen Horror doch noch überlebte, hielt er in einem Buch fest, das Heiko Dietz Anfang des Jahres als Bühnenmonolog für das Jubiläum seines „theater … und so fort!“ – wohl nicht zufällig – wählte: „The Fear Of Thirteen„. Quälende, spannende 90 Minuten litten wir Zuschauer*Innen mit Heiko in der Rolle des Nick Yarris, der jedem von uns persönlich zu erzählen schien, wie durch Dummheit und eine Reihe tragischer Umstände ein Mann in die Todesmaschinerie der US-Justiz gerät und die besten Jahre seines Lebens in der Todeszelle verbringt, bis er, wie durch ein Wunder, sein Leben doch noch zurück bekommt …
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Nach seiner Freilassung beginnt Nick Yarris als Schriftsteller und Vortragsredner zu arbeiten; als Aktivist verleiht er den zum Tode verurteilten Menschen ein Gesicht. Inzwischen hat er auch eine Familie gegründet. Ich weiß das, weil ich auf Instragram in Kontakt mit seiner Frau getreten bin. Jedes Foto, das sie von Nicks und ihrem Familienleben postet, kommt für mich einem wahr gewordenen Happy End aus einem Hollywood-Film gleich. Tröstlich ohne Ende fühlt sich die Wendung an, die das Leben für Nick Yarris doch noch bereit hielt. Dabei handelt es sich aber eben nur um ein Einzelschicksal unter vielen, denen dieses späte Glück vielleicht nie vergönnt sein wird. Nicht umsonst wurde die Bedeutung des Begriffs „Kapitalstrafe“, einer euphemistischen Umschreibung der Todesstrafe, von Aktivist*Innen umgedeutet, als einer vom „Kapital“, also von den Einkommensverhältnissen abhängigen Strafe. Zu Recht. In der Todeszelle sitzen nicht die Reichen …
Heißt es nicht: Im Zweifel für den Angeklagten? Allzu oft eben nicht, schon gar nicht im Zwei-Klassen-Justizsystem Amerikas. Doch selbst wer die Augen vor diesem Manko verschließt, sollte sich vor Augen halten, dass die Bibel, nach der zu leben so viele Befürworter*Innen der Todesstrafe vorgeben, klar vorschreibt: „Du sollst nicht töten!“
Mehr zur Ausweitung der Todesstrafe auf Bundesebene in den USA >
Donald Trump und die Todesstrafe – „Der ultimative Preis“
Artikel in Spiegel Online vom 26.7./ Marc Pitzke
Donald Trump weitet die Todesstrafe aus: Erstmals seit 2003 lässt er wieder Hinrichtungen auf Bundesebene vollstrecken, trotz Zweifeln am System. So will der US-Präsident seine konservative Basis erfreuen. (…) > MEHR