Das Prinzip des Pfingstwunders als Symbol und Chance eines universellen Dialogs

„Als der Tag des Pfingstfestes gekommen war, waren alle zusammen am selben Ort. Da kam plötzlich vom Himmel her ein Brausen, wie wenn ein heftiger Sturm daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie saßen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten; auf jeden von ihnen ließ sich eine nieder. Und alle wurden vom Heiligen Geist erfüllt und begannen, in anderen Sprachen zu reden, wie es der Geist ihnen eingab.“

– Apg 2,1–4 EU

Was für ein starkes Bild in Bezug auf transnationale Völkerverständigung vermittelt hier die Apostelgeschichte des Lukas im Neuen Testament!

Angehörige zahlreicher nicht jüdischer Völker

PartherMeder und Elamiter, Bewohner von MesopotamienJudäa und Kappadokien, von Pontus und der Provinz Asien, von Phrygien und Pamphylien, von Ägypten und dem Gebiet Libyens nach Kyrene hin, auch die Römer, […] Kreter und Araber

(Apg 2,7–11 EU)

… wundern sich, dass sie jeder seine eigene Muttersprache hören, obwohl die Jünger doch Galiläer sind? > MEHR

Die Geschichte der Christenheit hindurch hat der Heilige Geist die Kunst inspiriert

Diese als „Pfingstwunder“ (Apg 2,4–13) bezeichnete Xenoglossie, dank der die versammelten Menschen die Apostel jeweils in ihrer eigenen Sprache reden hörten, ereignete sich dem Neuen Testament nach vor zweitausend Jahren. Seither wird in der christlich sozialisierten Welt Pfingsten mit einem Feiertag begangen, obwohl, durch die voranschreitende gesellschaftliche Säkularisierung, kaum noch jemand dessen Ursprung und Bedeutung kennt …

Elisabeth Hann von Weyhern gelingt diesbezüglich eine Veranschaulichung, in dem sie in einem Artikel für das evangelische SONNTAGSBLATT die wundersamen Vorgänge auf unsere Zeit überträgt: „Der amerikanische Fernsehsender CNN hätte die Bilder noch am gleichen Tag rund um den Globus gejagt. Sensationelles ist in Jerusalem passiert. Die Stadt, von der wir normalerweise Bilder kennen, wie Palästinenser Steine auf Israelis werfen und umgekehrt, bietet einen ungewöhnlichen Anblick. Nicht die Sprache der Gewalt hallt durch die Straßen, sondern Menschen verschiedenster Völker reden miteinander und mehr noch: sie verstehen einander jeder in seiner Sprache. Die Barrieren von Sprache und Kultur sind für einen Augenblick gefallen. Die Völker feiern Verständigung. (…) 
Dieses Fest der Verständigung unter den Völkern wurde Pfingsten genannt“.

Der Heilige Geist regnet in Form feuriger Zungen auf die Aposteln herab
SONNTAGSBLATT vom 23. Oktober 2019, CCO/Pixabay

Gerade – aber natürlich nicht nur – der Bezug des Artikels auf den Nahost-Konflikt zeigt, wie hilfreich ein da capo des Pfingstwunders in unserer Zeit wäre, in einer Welt zudem, die unter der Globalisierung ächzt, und in der die Kulturen und Religionen vielerorts in politischen Dimensionen aufeinander prallen. Wie oft schon wurde und wird Gott bei diesen Auseinandersetzungen instrumentalisiert, wurden und werden die rechtschaffenen Gebote der Konfessionen pervertiert, auf den Altären von Macht und Mammon geschlachtet! Dabei verbleibt jede Partei in der Blase ihrer individuellen Wahrnehmung und wähnt sich dort ungestört im absoluten Recht.

Bildmotiv von Gaby dos Santos aus ihrem HISTORICAL „Mit Gott im Ersten Weltkrieg“

Daher ist es bislang weder einer Religion, trotz ihrer hohen moralischen Ansprüche, noch einer Jurisprudenz gelungen, das Gute ultimativ in der Welt zu implementieren. Ein wenig besser ist sie dennoch geworden, wenn auch nur punktuell, Aufklärung und Demokratie sei Dank! Für die wiederum bilden seit jeher spirituell, kulturell und politisch übergreifende Dialoge eine unverzichtbare Basis: Gerade der Austausch mit unterschiedlichen Weltanschauungen, die Bereitschaft, sich mit anderen Meinungen auseinander zu setzen, gegebenenfalls von ihnen zu lernen und, wenn nötig, eigene Einstellungen zu revidieren, sind Grundvoraussetzungen für ein harmonisches Miteinander.

Dazu möchte die Menü-Unterseite „Interkultureller/Interreligiöser Dialog künftig ein Forum bieten. Zum Auftakt habe ich Pfingsten als Termin und erstes Beitragsthema gewählt, da ich das dazu in der Bibel beschriebene Phänomen der „Xenoglossie“ als chancenreiche und wohlbemerkt auch überkonfessionell gültige Vision für uns Menschen empfinde, damals, heute und in Zukunft …



Veröffentlicht von Gaby dos Santos

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