Der „Cultural Green Deal“ im historischen Kontext des „Federal Art Projects“: Vortrag und Diskussion jetzt online

Manchmal sind es die großen Würfe und manchmal die kleinen Schritte, die unsere Kultur grundlegend verändern. Das Projekt des „Cultural Green Deal“ unseres jourfixe-Neumitglieds Christian Steinau, das aus dem Cultural Policy Lab hervorgegangen ist, möchte beides verbinden:

Ziel ist es Kulturpolitik mit Nachhaltigkeit und Wirtschaftspolitik zu verknüpfen. Da hilft es natürlich, auch mal einen Blick in die Vergangenheit zu werfen:

Am 22. Juni fand dazu ein Online-Gespräch mit der New Yorker Kunsthistorikerin Jillian Russo über das Kulturprogramm des New Deal in den 1930er und 40er-Jahren in den USA statt. Ihr Vortrag und die anschliessende Diskussion sind ab sofort auch online auf YouTube verfügbar.

Im Rahmen dieses Programmes wurden auch Kunstschaffende als „ArbeiternehmerInnen“ verstanden, sodass ein Ziel darin bestand, beschäftigungslosen KünstlerInnen neue kreative Betätigungsmöglichkeiten zu vermitteln. Es ist sehr inspirierend zurückzublicken und unser gegenwärtiges Handeln durch das Studium der Geschichte zu schärfen. Und tatsächlich bietet das Kunst- und Kulturprogramm des historischen New Deal viele Orientierungspunkte, die uns aus der aktuellen Corona-Debatte bekannt vorkommen. Ein Ziel des Federal Art Project bestand darin, KünstlerInnen  Schaffens- und Ausstellungsmöglichkeiten zu bieten. Gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Corona Sofort-Hilfen für Kulturschaffende und Solo-Selbstständige ist dieses Verständnis von Kunst als Arbeit, im Sinne einer Tätigkeit zum Broterwerb, sehr interessant.
Gleichzeitig scheint insbesondere in der Anfangsphase der Förderprogramme der staatliche Einfluss auf die Kunstproduktion überhand genommen zu haben. Im Vortrag erläutert Jillian Russo diesen „propagandistischen“ Aspekt des Federal Art Project sehr genau, und wir greifen ihn auch zur kritischen Betrachtung in der Diskussion auf. Eine kluge Auseinandersetzung mit eben dieser Problematik der öffentlichen Förderung von Kunst bietet der Hamburger Kultursenator Carsten Brosda in seinem Buch „Die Kunst der Demokratie“ (Hoffmann und Campe, 2019). Denn so sehr Kunst und Kultur aktuell unter Druck stehen, müssen Offenheit, Vielfalt und Freiheit gesichert werden, ohne diese Prinzipien außer Kraft zu setzen.
In der anschließenden Diskussion, u.a. mit Raoul Koether, dem 2. Vorsitzenden unserer Kulturplattform jourfixe-muenchen  wurden verschiedene Aspekte der Förderlogik des New Deal aufgegriffen. Von seiner progressiven Philosophie, über spezifische Fragen zum bürokratischen Prozess der berühmten Wandgemälde an öffentlichen US-Gebäuden (Stichwort „Kunst am Bau„) bis zu Bürgerbeteiligung und modernen Formen der Partizipation gab es viel Redebedarf. Spannende 75 Minuten –  nicht nur für vergangenheitsbewusste Visionäre …
Christian Steinau (links) mit unserem 2. Vorsitzenden Raoul Koether

 

Veröffentlicht von Gaby dos Santos

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