Muss man erlebt haben: Ein Elchfest beim Stadtspaziergänger Sigi Müller, Fotograf & Kolumnist

Zwar gilt München eigentlich als verlängerter Arm Norditaliens, über dessen Straßen Elche eher selten schlendern, doch Münchens AZ-Stadtspaziergänger Sigi Müller haben es die tierischen Kolosse seit jeher angetan.

Bekannt ist er zwar als Fotograf und Foto-Journalist mit wöchentlicher Kolumne in der AZ, doch mitunter spitzt er auch den Zeichenstift: Der Spezies „Elch“ hat er eine hinreißende Cartoon-Serie gewidmet (s.li.), die meiner Meinung nach zu anrührend und gelungen ist, um dauerhaft im Abseits von Sigis privatesten vier Wänden und Schubladen vor sich hin zu dümpeln. 

Doch ab und an gesteht er seinen nordischen Riesen zumindest nominell ein wenig Öffentlichkeit zu, wenn er in ihrem Namen seinen Freundeskreis zum „Elchfest“ einbestellt. Dabei vereint er WeggefährtInnen aus unterschiedlichen Lebensabschnitten und Betätigungsfeldern. Bei einem so umtriebigen und kreativen Zeitgenossen wie Sigi Müller ergibt sich daraus eine richtig bunte Gästemischung, doch mit einem Anknüpfungspunkt für Alle:

Dieser Aushang an der Treppenwand wies den Weg …

„Woher kennst Du den Sigi?“ Womit man gleich mitten in ein anregendes Gespräch gerät, denn Sigis Vita weist viele Stationen und Facetten auf. So traf ich beim diesjährigen Elchfest, neben extra angereisten Familienmitgliedern, auch Gäste, deren Freundschaft mit Sigi um 40 und mehr Jahr zurück reicht.

Hingegen ist meine Freundschaft mit Sigi erst in den Tagen des Corona-Lockdowns entstanden, als seine Posts zu dem Wenigen gehörten, das mich damals erheiterte, manchmal sogar regelrecht zum Lachen brachte, obgleich meine Tendenz zum Ernstsein der Alptraum von Kabarettisten ist, auch ohne Corona 😉

Von Anfang an ins Auge stach mir bei Sigis Posts das flauschig weiße Hundewesen an seiner Seite. Was ich in Unkenntnis zunächst für einen überdimensionierten Spitz hielt, entpuppte sich als ebenso nordischen Ursprungs wie die Elche: Es handelte sich um Shana, Angehörige der sibirische Hundrasse der Samojeden, die sowohl als Co-Gastgeberin dem Elchfest zu Ehren gereichte, wie auch den ihrer Rasse zugeschriebenen Eigenschaften, als eine Hundelady, die …

„ … den Eindruck von Kraft, Ausdauer, Geschmeidigkeit, Würde und Selbstvertrauen gepaart mit Charme vermittelt.
(…)
Der Charakter des Samojeden soll freundlich, aufgeschlossen, munter und lebhaft mit sehr gering ausgeprägtem Jagdinstinkt und sehr gesellig sein.“

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Als getreue Repräsentantin einer Hunderasse, der man Geselligkeit zuschreibt, wieselte Shana aufgeregt durch die Gästeschar und genoss sichtlich Trubel und Zuwendung

Und es gab an diesem Abend gewissermaßen noch eine dritte Gastgeberin, auch wenn sie sich zumeist bescheiden im Hintergrund hielt, um dann aber mit Highlights umso mehr zu punkten: die MUSIK und zwar handgemacht, wie Sigi es später formulierte, also live dargeboten, größtenteils von Sigi selbst, der seit Jugend Gitarre spielt und singt.

An diesem Abend begleitete er gekonnt unter anderem Jazzsängerin Anna Lehmann (Foto links) und – was für eine schöne Überraschung – die formidable Gospel-, Musical- und Pop-Sängerin Joan Orleans (Foto rechts). Mit ihrer Darbietung von Leonard CohensHalleluja“ und ihren religiös inspirierten Zwischenmoderationen verwandelte sie die ausgelassene Stimmung des Abends vorübergehend in eine ehrfürchtig sakrale, die ihren Höhepunkt erreichte, als die anwesenden MusikerInnen in den Refrain einstimmten. Gänsehaut pur, die nachwirkte, auch weil Sigi uns jegliche Form musikalischer Hintergrund-Berieselung aus der Konserve ersparte. Danke dafür!

Seit ich beruflich mit Musik zu tun habe, sowohl bei Veranstaltungen wie auch bei der Produktion von Historicals, ist musikalische Nebenherberieselung bei mir out. Erst recht, seit bei mir altersbeding die Schwerhörigkeit zugeschlagen hat. Entweder höre ich der Musik – und zwar konzentriert – zu oder meinen GesprächspartnerInnen. Insbesondere wenn der Geräuschpegel im Hintergrund hoch und zugleich das Gespräch anregend ist, wie bei Sigis Fest, wo ich alte Bekannte und KooperationspartnerInnen wie Fotograf Stefan Prager wieder traf. Er hatte vor einigen Jahren das HistoricalIngeborg Schober – Eine Pop-Tragödie“ mit Foto-Elementen ausgestattet und fotografisch begleitet.

Momente der Generalprobe von Ingeborg Schober – Eine Pop-Tragödie bei der Langen Nacht der Musik 2015, fotografiert von Stefan Prager im Artist Studio von Peter Lang, UG im Münchner Künstlerhaus

Große Freude meinerseits, Stefan Prager nach mehreren Jahren bei Sigis Elchfest wiederzusehen und zwar in wesentlich besserer Form, als je zuvor (was sich momentan bei den meisten Wiederbegegnungen leider nicht feststellen lässt). Unser letztes Treffen liegt schon gute sechs oder sieben Jahre zurück und fand bei den Wasserschweinen im Tierpark Hellabrunn statt.

Nachdem ich mich schon so lange an ihrer Tierfotografie erfreue, habe ich Iris Dawid endlich persönlich kennengelernt! Neben ihr Fotograf Stefan Prager; 25.11.2023 auf Sigi Müllers Elchfest

Damit wiederum schlug das zoologische Idyll Hellabrunn thematisch Brücken zu einem weiteren, erstmals persönlichen Treffen und zwar mit Iris Dawid, die das Internet und meine Wenigkeit regelmäßig mit ihren Tierfotografien, oft aus Hellabrunn, bereichert; dito ihr Mann, der Fotograf Stefan Rescher. Das Paar hält darüber hinaus seit langem eine Art städtischer Herold-Funktion inne, mit ihrer Internetplattform Nachrichten München.

Gastgeber Sigi Müller nach einer Livemusik-Einlage, die er an der Gitarre begleitet hat, daneben Stephan Rescher, Fotograf und Betreiber des Internet-Portals Nachrichten München gemeinsam mit Iris Dawid

Darüber hinaus fungiert Stefan Rescher auch als virtueller Multiplikator, über den Stadt und Tierpark Meldungen verbreiten. So lässt Hellabrunn u.a. über Stephan fast jedes freudige tierische Ereignis und so manches Ableben im Netz verkünden. Eine Tier-Süchtige wie ich kommt daher in München an Iris Dawid und Stefan Rescher kaum vorbei. Die stets auf News erpichte Bloggerin Gaby dos Santos auch nicht 😉

Als Dritter im Bunde, neben Stephan Rescher und Stadtspaziergänger Sigi Müller fehlte, als optischer und literarischer Chronist unseres urbanen Lebens, nur Stadtschreiber Andriano Riegerhof, der leider verhindert war.

Herbert Haukes künstlerischer Kosmos kreist ganz um den Rock’n Roll und dessen Stars, aktuell mit der Tina Turner Ausstellung bis 4.2.2024 in der Pasinger Fabrik; Gabi Hauke ist darüber hinaus mit Kabarett und Chanson befasst, als langjährige persönliche Assistentin von Bühnen-Allrounderin Sissi Perlinger

Leider lediglich die Klinke in die Hand gaben einander diesmal das Ehepaar Gabi und Herbert Hauke und ich. Das umtriebige Duo hat gerade wieder eine Rock ’n Roll-Ausstellung am Laufen, nachdem die Schließung seines Rockmuseums Herbert „Herbie“ Hauke bei seinem Lebenswerk nicht auszubremsen vermochte: Den Rock’n’Roll und dessen InterpretInnen unsterblich zu machen! Und diesbezüglich ist er gerade dabei, den Verlust seines Museums zu seinem Vorteil umzukehren, denn in dem feinen aber räumlich kleinen Museum hoch oben im Olympiaturm stand ihm nur begrenzt > Raum für seine zahllosen Exponate zur Verfügung. Nach dem Aus über den Wolken bietet ihm die Pasinger Fabrik jetzt weit mehr Platz, um seine thematisch gebundenen Ausstellungen zu präsentieren, nach den > Beatles, > Deep Purple, den > Rolling Stones sowie im letzten Jahr Freddy Mercury, nun endlich die geplant spektakuläre > Tina Turner Retrospektive (noch bis 4.2.24). Dieser Rocklegende hatte Herbie, zusammen mit Fotograf Didi Zill, bereits 2020 eine Ausstellung widmen wollen, dann funkte auch dort Corona dazwischen, das Rockmuseum wurde Geschichte und Tina, mit der Herbie persönlich bekannt war, starb. So läuft diese Show jetzt – und noch bis Februar – als posthume Widmung.

Beim Abschied: Gastgeber Sigi Müller und Sängerin Joan Orleans, Gaby dos Santos sowie eine Original-Karikatur von Dieter Hanitzsch, mit der sich der berühmte Münchner Cartoonist bei Sigi für Fotos bedankt (s. auch > Gds-Blogbeitrag)

Ganz im Hier und Jetzt hingegen kämpften uns Joan Orleans und ich gemeinsam heimwärts Richtung Ostbahnhof, zwei überzeugte Wahlmünchnerinnen, die Erfahrungen über das Leben in dieser Stadt, das Leben an sich und die Spiritualität insbesondere austauschten, während wir uns mit gemeinsamem Nenner durch die Kälte kämpften: Unser Freund und Gastgeber Sigi Müller. Der hatte das Wetter natürlich – passend zu Hund und Elchen – sibirisch angehaucht bestellt. Entsprechend pfiff uns rauhester Wind um die Ohren, den Joan trotz aufgespanntem und horizontal vor uns gehaltenen Regenschirm nicht von uns abzuhalten vermochte.

Kurzum, dieses Elchfest gestaltete sich in jeder Hinsicht stimmig 😉


Mehr von und zu Sigi Müller im GdS-Blog

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Mehr zu Sigi Müller > 
www.augenblick-fotografie.com

Veröffentlicht von Gaby dos Santos

GdS-Blog, Bühnenproduktionen (Collagen/Historicals), Kulturmanagement/PR > gabydossantos.com

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