Nicht ganz die Initialzündung, jedoch die Definitivzündung im kulturellen Leben des 19jährigen Münchner Bua Herbert – Herbie Hauke verpasste ihm die legendäre Rock-Diva Tina Turner höchstpersönlich: 1973 stand ein Konzert von Ike & Tina Turner im Cirkus-Krone-Bau an. Herbie eilte hin, die Freundin im Schlepptau und rüstete sich vor Vorstellungsbeginn noch mit einem Strauß Rosen aus, wohlgemerkt mit einem einzigen Strauß, nur für Tina, nicht für die Freundin! Zu jener Zeit zog München, u.a. auf Grund seiner Studio-Infrastruktur – und weil Berlin noch im Dornröschenschlaf lag, gehäuft internationale Stars an.
Dennoch traute Herbie seinen Augen nicht, als er direkt vor sich, in der ersten Reihe, leibhaftig die Stones erblickte! Zwar war Keith Richards damals mit dem Münchner Model Uschi Obermeier liiert, s. auch Michael Graeters Artikel links, dennoch fühlte Herbie sich komplett geplättet von dem Anblick und bemühte sich, alle Klischees eines eingefleischt-penetranten Fans zu erfüllen, inklusive der obligaten Autogramm- und Foto-Wünsche. Die Stones allerdings, obgleich Weltstars, zeigten sich unerwartet geduldig und fügsam, so Hauke.
Die Begegnung mit der Rockband sollte aber keineswegs der Höhepunkt des Abends bleiben, wie Herbert Hauke erinnert; Auftritt Tina:
Nach einigen Songs fielen mir die Rosen wieder ein (…) Ich nahm allen Mut zusammen und warf zwischen zwei Songs den Blumenstrauß auf die Bühne. Tina hob ihn auf, steckte sich eine Rose hinter das Ohr und schaute ins Publikum auf der Suche nach dem Rosenkavalier.
Herbert Hauke erzählt bei der Führung in der Pasinger Fabrik von der unvergesslichen „Rosenbegegnung“ mit Tina Turner, 1973, im Circus Krone Bau (Zitate: rote Texttafel)
Ich nahm allen Mut zusammen, stand auf und sie deutete auf mich und sagte: „The next song is for you and it’s called ‚I’v been loving you too long.‘ „
Wow, satte 17 Minuten lang stand ich vor meiner Tina, denn so lange dauerte der Song…
Damit aber nicht genug, überreichte ihm in der Konzertpause eine Mitarbeiterin des deutschen Tourmanagements eine persönliche Einladung zur privaten Aftershow Party im Hilton-Hotel.
Für einen behütet aufgewachsenen, angehenden Bankfachmann muss es sich auf der Party angefühlt haben, wie Papst im Puff, mit Zwischenstopp in Sodom und Gomorrah, denn auf solchen Feiern geht es nicht erst seit Rammstein vogelwild zu, nicht umsonst die Losung Sex and drugs and Rock’n Roll. Daher reizte Herbie die Festivitäten auch nicht bis ultimo aus, was laut obigem Artikel von Michael Graeter 15 Uhr am Tag darauf gewesen wäre.
Dennoch erwartete ihn daheim eine vollkommen aufgelöste Mutter, samt der von ihr bereits alarmierten Polizei. Herbie, auf Grund der Erlebnisse des Abends noch immer nicht ganz von dieser Welt, versuchte sich in Erklärungen von wegen Begegnung mit den Rolling Stones und zu Gast bei einer privaten Party von Ike & Tina Turner…
Schaut man sich das Foto des unbedarften Herbie Hauke von 1973 an, wundert es nicht, dass die Ordnungshüter ihn der intensiven Obhut seiner Mutter anvertrauten, weil der Bua ja total bsuffa sei…
Damit ist die Geschichte vom Münchner Teenager auf Tuchfühlung mit dem Multiversum der internationalen Rockstars aber noch nicht auserzählt: Die Momentaufnahme von Tina Turner im Circus Krone, mit Herbies Rose hinter ihrem Ohr, hielt der deutsche Musiker und Fotograf Didi Zill fest und sie avancierte zum Plattencover.
So wurde Herbie selbst, dank seinem florealen Einsatz als „Rosenkavalier“ 1973, zu einem klitzekleinen, aber authentischen Teil der Rock-Geschichte. Diese der breiteren Öffentlichkeit zu erschließen, machte er sich in Folge zunehmend zur Lebensaufgabe und baute zunehmend seine Kontakte zu den internationalen ProtagonistInnen der Szene aus. Inzwischen blickt er auf eine ganze Reihe von Publikationen sowie Ausstellungen von ihm zusammengetragener Rock-Devotionalien zurück, von 2004 bis 2022 sogar mit fester Adresse im Münchner Olympiaturm, als Direktor des höchsten Museums der Welt. > MEHR
Zwar ist das Museum über den Dächern Münchens inzwischen Geschichte, aber Herbie wäre nicht Herbie, hätte er nicht längst diesen bedauerlichen Umstand ins Positive umgekehrt: Das Rockmuseum hatte längst nicht genug Platz geboten, für den stetig wachsenden Umfang seiner Rocksammlung, für die ihm bis heute aus aller Welt Objekte zugesandt werden. So betätigte er sich zunehmend als Ausstellungsmacher und streckte dabei rechtzeitig die Fühler nach alternativen Ausstellungsmöglichkeiten aus, was ihn schließlich in die Pasinger Fabrik führte.
Unter dem Titel „Magic Moments of Rock & Pop“ hat Herbert „Herbie“ Hauke in den letzten Jahren gemeinsam mit eben jenem Didi Zill, mit dem ihn fotografisch jene Rose für Tina zusammengeführt hatte, erfolgreiche Ausstellungen organisiert, jeweils mit Führungen und Rahmenprogramm.
Dito bei der aktuellen TINA TURNER – Die Ausstellung, in der das ikonische Rosenbild natürlich nicht fehlt. Schon die vorigen Ausstellungen bestachen durch die persönliche Nähe der beiden Rock’n Roll Insider Hauke und Zill zur internationalen Rockszene. Die aktuelle Tina Turner Ausstellung „legt“, auf Grund von Herbies eigenen Reminiszenzen, diesbezüglich „noch einen drauf“!
Herbie begegnete seinem Idol übrigens 1983 wieder, nach einem Konzert in der Alabama Halle, für das er eine Freikarte gewonnen hatte. Wie allein schon die Größe der ehemaligen Münchner Spielstätte andeutet, hatte die Sängerin nach der Trennung von ihrem gewalttätigen Ehemann Ike Turner karrieretechnisch einige Gänge herunter schalten müssen.
Doch schon ein Jahr später ging es für Tina, nach einer immerhin 8jährigen Durststrecke, wieder ganz steil bergauf, wie Herbert Hauke auf obigem Foto während der Führung erläutert. Kolumnisten-Legende Michael Graeter rief sie ebenso wieder auf den Plan, wie den Top-Impresario Marcel Avram.
Auf das sensationelle Comeback von Tina Turner geht die Ausstellung anhand vieler Fotos von Didi Zill, Presse- und Video-Clips ebenso ein, wie auf Kuriositäten
So findet sich unter den Exponaten u.a. eine Tina Turner nachempfundene Barbiepuppe. Diese Art von Hommage seitens der Firma Mattel gilt seit Jahrzehnten als untrüglicher Indikator für den Erfolg einer Person des Öffentlichen Lebens, eine Hommage, in deren Genuss nur ein erlesener Kreis kommt.
Ein kleiner Kommentar unter der Tina-Puppe überlässt es dem Publikum, zu beurteilen, wie ähnlich diese dem Original tatsächlich sieht.
😉
Aber auch die Frau hinter dem Weltstar beleuchtet die Ausstellung; eine Grafik thematisiert den Anspruch, den sie an ihr eigenes Auftreten formuliert hat „Klasse“.
Auch auf Tina Turners intensiv praktizierten buddistischen Glauben wird eingegangen, bildete er doch ein maßgebliches Element in ihrem Leben. Um diesen zu illustrieren hat die ebenfalls spirituell veranlagte Künstlerin Sissi Perlinger Einrichtungsgegenstände aus ihrem Haushalt für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. An die herrliche Vase mit den noch herrlicheren Kunstblumen konnte ich mich noch aus dem Perlinger-Portrait in „Lebenslinien“ erinnern… In der Ausstellung schaffen sie einen stimmigen Bezug zu Tinas Glaubenswelt.
Insgesamt bietet TINA TURNER – Die Ausstellung die Chance, einer großen Künstlerin aus der persönlichen Schlüssellochperspektive Herbert Haukes näherzukommen, der sie anhand vieler liebevoller Details erfahrbarer macht.
Und apropos Buddhismus, Karma und Fügungen: Eigentlich war diese Ausstellung schon viel früher geplant:
Tina Turner –
Gaby dos Santos‘ Ankündigung 2019, im Blog der damaligen Kulturplattform jourfixe-muenchen
Ihr, mit der seine (Herbert Haukes) Laufbahn als Sammler und Kurator eines Rockmuseums begann, ist die Foto-Ausstellung 2020 gewidmet.
Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt…
Auf Grund von Corona muss die Tina-Turner- Ausstellung auf unbestimmte Zeit verschoben werden.
Gaby dos Santos, März 2020, im Blog der Kulturplattform jourfixe-muenchen
Das kann doch einen Hauke nicht erschüttern!
Die für 2020 im Olympiaturm vorgesehene „Tina Turner“-Ausstellung von Herbert – Herbie – Hauke und Fotograf Didi Zill eröffnete schließlich im November 2023 in der Pasinger Fabrik, denn das Rockmuseum war seit 2022 ebenfalls Geschichte.
Traurigerweise erwies sich die Ausstellung, als sie endlich stattfinden konnte, als eine letzte Hommage Herbert Haukes an „seine“ Tina, die so prägend für seine kulturelle Vita gewesen und 2023 verstorben war.
Die Ausstellung in der Pasinger Fabrik (vom 9.11.2023 bis 4.2.2024), ebenso wie das Rahmenprogramm und Herbert Haukes persönliche Führungen erfreuen sich auch noch kurz vor der Finissage großer Akzeptanz seitens des Publikum, wie Claudia Cane – The Voice of Rock’n Roll und ich bei unserem Besuch feststellen konnten, s. obiges Foto.
It’s only Rock’n’Roll, but we like IT!“
Facebook Post von Gaby dos Santos nach Besuch der „TinaTurner“-Ausstellung, am 14.1.2024
lautete die Losung für den heutigen Nachmittag in der Pasinger Fabrik!
Stilecht, da in Begleitung von Claudia Cane, der fetzigsten female Rockröhre der Republik, zollten wir heute einer ganz Großen des Genres Tribut, Tina Turner.
Ausstellungsmacher Herbert Hauke verband mit der Sängerin eine langjährige, persönliche Beziehung, die seine heutige Führung im OG. der Pasinger Fabrik (bis 4.2.) zu einem besonderen Erlebnis machte:
Biographien lassen sich jederzeit nachlesen, doch aus erster Hand von einem Freund zu erfahren, wie er eine solche Ikone der Musikgeschichte erlebt hat, eröffnet eine vollkommen neue Perspektive.
Rockröhre Claudia Cane auf den Spuren einer legendären Kollegin, Tina Turner,
am 14.1.2024 in der Pasinger Fabrik fotografiert von Gaby dos Santos
Vorankündigung zur Finissage, am SO, 4. Februar, 16h – 20h, Pasinger Fabrik, 1.OG, freier Zutritt!
Wow, zwei fantastische Special Guests für die Finissage der Tina Turner Ausstellung am Abend des 4. Februar.
Claudia Cane & Friends für das Musikprogramm
und Didi Zill die BRAVO Fotografen Legende macht mit Herbi spezielle Führungen zum Abschluss dieser unglaublich erfolgreichen Ausstellung!SAVE THE DATE !!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!
Wer das verpasst ist selber schuld )))
Facebook Post von Herbert Hauke am 17.01.2024
14.1.2024, Pasinger Fabrik: Das Ehepaar Gaby und Herbert Hauke:
Ein wunderbar eingespieltes Team, dem die Kulturszene so einige Highlights verdankt …
> LINK
zu Ausstellung und Rahmenprogramm
sowie zu den letzten Führungen von Herbert Hauke
Nachwort: Im März erscheint ein Beatles-Buch von Herbert „Herbie“ Hauke,
Details folgen zeitnah!
Mehr zu Herbert Haukes musikalischen Kosmos im GdS-Blog:
Seine Ausstellungen, Publikationen sowie seine Jahre als Direktor des Rockmuseums im Münchner Olympia-Turm, dem seinerzeit (2004 – 2022) höchsten Museum der Welt
Ab 14.5.: Magic Moments of the ROLLING STONES – Herbert Haukes Ausstellung in der Pasinger Fabrik, Impressionen, Video-Clips, Pressestimmen
Die Mega-Welt des Rock’n Roll, anhand von Ausstellungen, App und Konzerten in unser baiuwarisches Millionendorf zu beamen, hat sich der Münchner Rock- und Pop-Experte Herbert…
Keep readingJuni 2020: Beatles-Retrospektive von Herbert Hauke (Rockmuseum-München)
Vor sage und schreibe 54 Jahren brachte eine Band aus Liverpool die bayerische Hauptstadt in den Ausnahmezustand. Fans am Rande der Hysterie, Ordnungskräfte am Rande…
Keep readingRock-Geschichte und Geschichten über den Dächern Münchens – Eindrücke, Fotos sowie ein Video zur „Deep-Purple“-Ausstellung von Didi Zill im Rockmuseum, 2019
Die Rauchschwaden des Kasino-Feuers über dem Genfer See, die einst Deep Purple zu ihrem Kulthit „Smoke On The Water“ inspiriert hatten, breiten sich in diesem…
Keep readingMit der AZ hoch hinauf ins Rockmuseum München: ICONS für die virtuelle Besichtigung
„Nun ist das Museum derzeit ja leider immer noch geschlossen, weshalb ich den Rockfans die Wartezeit bis zur Wiedereröffnung des Olympiaturms ein bisserl verkürzen kann“, verheißt…
Keep reading„Der Turm rockt!“ – Zur Entstehung des Rockmuseums im Olympiaturm und zum Jubiläum am SO, 25.2.2018
50 Jahre Olympiaturm und der Turm rockt! Das hätten sich die Erbauer des Münchner Olympiaturms seinerzeit so nicht träumen lassen: Dass sich eines Tages „ihr…
Keep reading„Final Curtain für das Rockmuseum München“ aus der Linsenperspektive von Sigi Müller, der einen letzten, nostalgisch anmutenden Stadtspaziergang für seine AZ-Kolumne dorthin unternommen hat
Die Formulierung „den Umzug rocken“, mit der Fotograf Sigi Müller in seiner heutigen AZ-Kolumne den Auszug des Rockmuseums München aus dem Olympiaturm umschreibt, mutet eher…
Keep reading