Jenny Evans: Ein gewichtiger Name des Jazz in Deutschland – und darüber hinaus!
2025 wird die britische Sängerin ihn !50 schillernde Jahre lang hochgehalten haben und den Jazz gleich mit! Zu verdanken ist diese außergewöhnliche Kontinuität nicht nur ihrer Stimme, sondern auch der emotional nuancierten Darbietung jedes ihrer Songs, seien es Jazzstandards, Anleihen aus dem Repertoire des Great American Songbooks und anderer musikalischer Genres oder Werke aus eigener Feder.

Hinzu kommt, dass Jenny Evans auch optisch eine Erscheinung ist und, laut TIME Magazine: „… the leading female jazz singer in Germany (…)“. Die Qualität ihrer Interpretationen beruht auf einem ausgesprochenen Gefühl für Text und dessen Melodik; nicht zufällig sieht Jenny Evans sich selbst als „Frau der Worte“, bedingt durch ihren beruflichen Facetten-Reichtum als Autorin, Schauspielerin, Sprecherin und Song-Texterin.
Ihre künstlerische Vielseitigkeit entwickelte sich schon früh, im inspirierenden Umfeld der Londoner Theater und klassischen Konzertbühnen, wo Jenny ihr musikalisches Interesse für Alte Musik, insbesondere Barockmusik entfaltete – eine ganz und gar außergewöhnliche Präferenz für eine Heranwachsende in den Swinging Sixties!
Mitte der 1970er Jahre lies Jenny sich zum Linguistik-Studium im damals ebenfalls pulsierenden München nieder. „Überall war Livemusik geboten“, erinnert sie sich. Daher blieb ihr gesangliches Wirkungsfeld nicht allzu lange auf den Universitätschor beschränkt.
Im Szene-Viertel Schwabing avancierte sie schon bald zur begehrten Gastsängerin in den damals noch zahlreichen Jazzclubs…
„…und schon fing der Jazzball in meinem Leben an zu rollen…“
so Jenny Evans
Foto: Jenny, ca. 1976, beim Auftritt mit den Jazz Kids, auf dem Schoss ihres damaligen Partners, Paul Stoll

Mit der ihr eigenen Zielstrebigkeit gründete sie alsbald eine eigene Band, „Old Socks, New Shoes“, mit der sie nicht selten fünf Mal die Woche gebucht wurde. Damals gab die Jazzszene in München und Umgebung das noch her…
Als lehrreich für ihre weitere Entwicklung als Jazzinterpretin erwies sich die Begegnung mit einer deutschen Jazzlegende, dem Schlagzeuger Freddie Brocksieper (1912 – 1990). 1981 wurde er auf die junge Sängerin aufmerksam, engagierte sie fortan regelmäßig und brachte sie mit hervorragenden Musikern zusammen. Dabei lernte sie von der „Pike auf“, spontane Arrangements ad hoc auf der Bühne umzusetzen und zu improvisieren, beides Hauptmerkmale des Jazz. Die qualitativen Weichen für Jennys weitere Karriere als Sängerin waren somit gestellt – und die nahm Fahrt auf, als Jenny 1985, als künstlerische Leiterin, jenen Schwabinger Club eröffnete, der sie dauerhaft als eine Protagonistin der Münchner Künstlerszene adeln würde: „Jennys Place“.
Zwar bot das Lokal wenig Platz, doch gelang es Jenny schnell, die räumlichen Einschränkungen zu kompensieren, denn die Qualität ihrer Bands machte schnell die Runde, und die in München seltene Konzession bis 3 Uhr morgens zog internationale Klientel an, darunter zahlreiche Gäste aus Kunst, Kultur, Film und Musik. Jenny’s Place galt damals als „The place to be“ in der Münchner Szene, mit der Namensgeberin als schillernder Galionsfigur vor und auf der Clubbühne.

Dass Jenny zeitgleich auch die Schauspielerei weiterverfolgte, führte 1986 schließlich zu jener ikonischen Momentaufnahme, in der Kommisar Schimanski, am Ende des Tatorts „Spielverderber “, Jenny in ihrem Lokal leidenschaftlich küsst.
An dieser Schnittstelle zwischen Realität und Fiktion traf die Filmfigur Jenny auf ihr reales Alter Ego, die Jazz-Sängerin und Schauspielerin Jenny Evans, ein historischer Augenblick, mit Jenny’s Place
als doppelbödiger Kulisse, verewigt im gleichnamigen Song „Jenny’s Place“.
Allerdings war das Lokal 1989 bereits wieder „Geschichte“, während sich Jenny rentableren künstlerischen Aktivitäten zuwandte.
Noch zu Zeiten von Jenny’s Place nahm sie ihre erste CD auf, produziert von Rudi Martini: Whisper not markierte den Auftakt einer langjährigen Zusammenarbeit – und späteren Liebe – zwischen der Sängerin und dem Münchner Musikproduzenten und Schlagzeuger, den sie schließlich 1999 in England heiratete.

Die nächsten Jahrzehnte widmete Jenny zahlreichen, auch weltweiten Tourneen, sowohl als Jazz-Sängerin, wie als Theaterschauspielerin und entwickelte sich nebenbei zur vielbeschäftigten Studio-Sprecherin für englische Tonaufnahmen. Hinzu kamen zahlreiche Einzelengagements und prestigeträchtige Firmen-Galas. Obgleich Jazz nicht zu den musikalischen Mainstream Genres zählt, gelingt es der Sängerin bis heute, eine Zuhörerschaft weit über die eingeschworene Jazz-Klientel hinaus anzusprechen, auf Grund ihrer filigranen und zugleich glamourösen Auftritte und durch ihr „gutes Händchen“ für musikalisch spannende Cross-Over-Projekte.

Treffend heißt es auf der „Repertoire“-Seite ihrer Homepage:
„Jenny Evans ist wohl die bisher einzige Jazzsängerin, die es schafft, Lieder aus Carl Orffs Carmina Burana, von John Dowland (1563-1626) bis George Harrisons „Within You“, in einem Programm so organisch zu vereinen als wäre ein solcher Sprungtanz durch Stile und Jahrhunderte das Natürlichste der Welt.“
Foto: Jenny Evans 2018 mit Gitarrist Geoff Goodman bei einem Benefizkonzert

Ihre Vorliebe für stilistische Vielfalt und überraschende Arrangements spiegelt sich auch in der musikalischen Bandbreite der bislang 13 CD’s wieder, die sie seit 1987, mit wechselnden Besetzungen und Themen veröffentlicht hat.






Eine Auswahl der 13 CD’s, die Jenny Evans bisher produziert hat; mehr u. DISKOGRAPHIE
Ein Jubiläumskonzert Ende kommenden Jahres, am 20. November 2025, wird jenen Schlüsselmoment in Jenny Evans Vita zelebrieren, in dem sie ein halbes Jahrhundert zuvor ihren ersten Auftritt als Jazz-Sängerin bestritt! – Als jener Jazzball zu rollen begann, dem sie seit nunmehr knapp 50 Jahren erfolgreich die Treue hält. Jazz-Sängerin Jenny Evans ist „am Ball geblieben!“, obwohl inzwischen ein anderer Zeitgeist durch München fegt und sich die Auftrittsmöglichkeiten „in town“ unaufhaltsam reduziert haben. Dass dennoch dem Jazz weiterhin Höhepunkte vergönnt sind, wenn auch nur noch punktuell, ist nicht zuletzt der Konstanz und dem gleichbleibend hohen musikalischen Anspruch einer Jenny Evans an sich selbst zu verdanken!

Den Meilenstein eines halben Jahrhunderts auf den Jazzbühnen dieser Welt, begeht Jenny Evans im kommenden Jahr standesgemäß, mit einem Festkonzert im Silbersaal des Deutschen Theaters, am 20. November 2025. Details folgen zeitnah.

Aktuell steht jedoch zunächst ein runder Geburtstag ins Haus,
Jennys 70. Geburtstag, am 20. Oktober 2024!

Dazu gratuliere ich herzlich nach Down Under, wo sie Arbeit und Freizeit kombinieren, auftreten und mit ihrem Bruder Martin feiern wird.
Ebenfalls herzlich bedanke mich bei dieser Gelegenheit für die vielen wunderbaren, musikalischen und sonstigen Sternstunden meines Lebens, die ich Jennys unermüdlichem Schaffen verdanke – und ganz sicher nicht nur ich!
Jazzsängerin Jenny Evans wird 70 Jahre alt:
> „I’m Gonna Live Till I Die“
In einem Portrait vom 16.10.2024 von > Marcus A. Woelfle
und als Studiogast in seiner „Radiojazznacht„ am 27. Oktober/00:03h/ auf Bayern2
Mehr zu Jenny Evans > http://www.jenny-evans.de

