Biografische, literarische und dokumentarische Publikationen zur Geschichte, Kultur sowie dem Holocaust deutscher Sinti & Roma
Inzwischen erscheint zunehmend mehr Literatur zum Thema. Nachstehend finden sich Lesetipps zu Veröffentlichungen aus der Community, dem kooperativen Umfeld sowie aus dem Material-Pool zur Trilogie „Sinti & Roma: Elegien…“
Stand: 16.11.2025
Das Schicksal einer Sinti-Familie aus München
Zitate des Zeitzeugen Hugo Höllenreiners aus seiner Biografie wurden von seinem Urenkel Wesley Höllenreiner eingelesen und sind als Ton-Einblendungen in der Show zu hören.
Der 12jährige Wesley fotografiert im Polizeipräsidium von Sigi Müller
Seit mehr als 600 Jahren leben Sinti in Deutschland, Roma seit 200 Jahren. Ihre Kultur reicht viele Jahrhunderte zurück und ist tief mit der deutschen Historie verwoben. Anfangs noch als Handwerker, Künstler und Kaufleute hochgeachtet, wurden sie schon bald systematisch aus der Gesellschaft ausgeschlossen und verfolgt. Bis heute halten sich diskriminierende Stereotype und starke Vorurteile gegenüber der größten Minderheit Europas. Der preußische Sinto Romeo Franz kämpft seit Jahrzehnten für die Rechte von Sinti und Roma. In »Großonkel Pauls Geigenbogen« erzählt er seine beeindruckende deutsche Familiengeschichte. Wohl situiert, waren seine Ahnen bereits im 17. Jahrhundert ansässig in Preußen, Schlesien und Pommern und prägten dort die kulturelle und kaufmännische Welt. Mitreißend erzählt Franz die Chronik seiner Familie vom 19. Jahrhundert bis heute. Schillernde Charaktere und außergewöhnliche Schicksale treten ans Licht – aber auch die Erinnerungen an Ausgrenzung, Abwertung im Kaiserreich und schließlich die Vernichtung durch die Nazis.
»Großonkel Pauls Geigenbogen ist eine faszinierende Familiensaga und zugleich eine sehr gut geschriebene Geschichtserzählung über das Leben von Sinti und Roma im 20. und 21. Jahrhundert. Das verheerende Ausmaß des während des Nationalsozialismus begangenen Völkermordes wird durch die persönlichen Geschichten auf berührende Art und Weise deutlich, ebenso die Folgen des bis heute anhaltenden Rassismus gegen die Minderheit und das aktive Engagement der Communitys für ein gleichberechtigtes Leben.«
Karola Fings, Historikerin (ehem. Stellvertretende Direktorin NS-Dok-Zentrum Köln)
Eckdaten
Hardcover, mit Schutzumschlag,
384 Seiten, 13,5×21,5cm, 4-farbige Abbildungen
ISBN: 978-3-442-31707-3
Das Schicksal einer deutschen Sinti-Familie aus Wiesbaden
Dokumentarische Elemente aus Fachliteratur und Archiven
Bildtafel aus dem Vortrag von Dr. Joachim Schröder, auf den wiederholt im Skript zurückgegriffen wird.
In Bezug auf den Holocaust der Sinti & Roma spielte die bayerische Polizei eine Vorreiterrolle: Die Grundlage zur Erfassung und späteren Deportation deutscher Sinti & Roma lieferte schon früh der königlich bayerische Polizeipräsident Alfred Dillmann (1849 – 1924) mit seinem fatalen, sog. Zigeunerbuch und von 1899 bis zur Verlegung 1938 nach Berlin war die „Zigeunerzentrale“ im Polizeipräsidium in der Ettstraße angesiedelt.
Gegenüberstellung von juristischen Texten und Zeitzeugnissen
Welche verheerende Wirkung nüchtern formulierte juristische Texte auf das Leben der Sinti und Roma, Jenischen und Reisenden hatten, beleuchtet die Trilogie (aus drei Historicals), indem sie ihnen die Aussagen von ZeitzeugInnen gegenüberstellt.
55 Mitglieder von Ramona Sendlingers Familie wurden im Holocaust ermordet; die Überlebenden waren gezeichnet und auch in der Nachkriegszeit Opfer von Übergriffen und Diskriminierung
Das „Zigeuner-Buch„ von Polizeipräsident Alfred Dillmann beruhte auf einer Eigeninitiative des Karrieristen, mit verheerenden Folgen für die darin erfassten Sinti und Roma, Jenischen und Reisenden
Die unmittelbare Auswirkung von Erlassen und den nachfolgenden historischen Ereignissen auf die Betroffenen beleuchtet auch der informative Bildband „Unsere Menschen“, der aus Anlass einer gleichnamigen Ausstellung (Kuratorin Agnes Krumwiede) im Herbst 2023/Winter 2024 erschien.
Indem sie die ganz persönlichen Biografien Ingolstädter Sinti nachzeichnet, vermittelt sie lebensnahe Einblicke in den Holocaust von Sinti & Roma und deren Kampf um Wiedergutmachung und Bürgerrechte in den Jahrzehnten nach 1945 – macht so ein zeitgeschichtliches Kapitel erfahrbar.
AutorInnen: Agnes Krumwiede, Dr. Franziska Krumwiede-Steiner, Roberto Paskowski, Janina Rummel, Dr. Beatrix Schönewald, Lutz Tietmann
Von unschätzbarem Wert ist die Arbeit der wenigen noch lebenden ZeitzeugInnen sowie ihrer Nachkommen. So führt Sintezza Laura Höllenreiner u.a. in Ingolstadt die Aufklärungsarbeit ihres Großvaters Hugo Höllenreiner fort, der als kleiner Junge Auschwitz und weitere Konzentrationslager überlebte und sich zeitlebens als Zeitzeuge engagierte.
Zuletzt begleitete Laura die Führungen zu Agnes Krumwiedes Ausstellung „Unsere Menschen“ in Ingolstadt.
Hugo Höllenreiner 2011 als stolzer Großvater mit seiner Enkelin Laura Höllenreiner in Ingolstadt
Ramona Sendlinger, Sinteza 55 Familienmitglieder wurden im Holocaust ermordet
UTA HORSTMANN: Zeitzeugin, Sinti & Roma Aktivistin: (Hungerstreik KZ Dachau), Bundesverdienstkreuz/Bayerischer Verdienstorden für ihre Meriten als Verantwortliche im Sozialreferat München für Sinti & Roma
ER war die Gallionsfigur der Bürgerrechtsbewegung deutscher Sinti und Roma, u.a. beim legendären Hungerstreik im KZ Dachau sowie Mitbegründer des Zentralrats, dessen Vorsitzender und Graue Eminenz er bis heute ist: Romani Rose.
Ihm hat die Romni und künstlerische Allrounderin >Behar Heinemann eine packende Biografie gewidmet:
Noch immer ist in der Mehrheitsgesellschaft wenig über Kultur und Geschichte der Sinti und Roma in Deutschland bekannt. Daher ergänzen in der Trilogie „Sinti & Roma: Elegien…“ dokumentarische Elemente die Schilderungen der ZeitzeugInnen, in Form eingeblendeter Bildtafeln oder – kurz gehaltener – verbindender Texte, ohne dabei die erzählerische Dichte des Stücks zu beeinträchtigen.
Dass die Sinti bereits seit Jahrhunderten in Deutschland beheimatet sind, ist in der Mehrheitsgesellschaft noch immer wenig bekannt, auch weil sich viele aus Furcht vor Repressalien nicht zu erkennen geben
Bayern spielte in Bezug auf die Verfolgung von Sinti und Roma eine Vorreiterrolle und erließ bereits 1926 das „Zigeuner- und Arbeitsscheuengesetz“