Der historische Münchner Kocherlball am Chinesischen Turm, ab 3.45h morgens in einer intensiven Fotostrecke festgehalten von Sigi Müller, auch bekannt als AZ-Stadtspaziergänger
Das Tanzbein schwingen, bevor es zur Arbeit geht …
So geschehen im ausgehenden 19. Jahrhundert, als sich im Sommer das Münchner Hauspersonal regelmäßige ein Tanzvergnügen gönnte. Sonntags trafen sich bei schönem Wetter, zwischen 5h und 8h früh, am Chinesischen Turm im Englischen Garten bis zu 5000 Hausangestellte, um das Tanzbein zu schwingen.
Danach war wieder „Welt“ und der Zauber der Ballnacht abrupt verflogen, denn die Arbeit rief wie immer, was die extrem frühe Uhrzeit des Kocherlballs erklärt. Das namensgebende Wort „Kocherl“ bezeichnet ursprünglich vor allem die Köchin, aber auch das Küchen/-Personal und wurde daher für das Tanzereignis übernommen.
Es ist früh am Morgen – seeehr früh am Morgen! Das galt Anno Dazumal ebenso, wie es bei Kocherlball 2022 gilt
Eine pfiffige Lösung für tanzfreudige FrühaufsteherInnen, die der Herrschaft jedoch als suspekt aufgestoßen sein muss, denn bereits 1904 wurde die Veranstaltung, angeblich aus !Mangel an Sittlichkeit, verboten.
Traditionsreiche, zeitlose Veranstaltung, jedenfalls für die, die es früh aus den Federn schaffen
Im Rahmen der Feierlichkeiten zum zweihundertjährigen Bestehen des Englischen Gartens wurde 1989 erstmals wieder ein Kocherlball durchgeführt. Seitdem findet die Veranstaltung einmal jährlich an einem Sonntag im Juli statt. Die Pächter von Restaurant und Biergarten am Chinesischen Turm sowie das städtische Kulturreferat laden jeweils zwei, jährlich wechselnde, Tanzkapellen ein, die, einander ablösend, von 6 bis 10 Uhr musizieren. Getanzt werden u. a. Walzer, Polka, Zwiefacher und Münchner Française. (…) Viele Teilnehmer kommen in Tracht (Dirndl, Lederhose), manche auch in alten Dienstbotenuniformen oder bürgerlicher Kleidung des 19. Jahrhunderts. (Wikipedia > MEHR )
Bis heute erscheinen viele BesucherInnen in historischen Kostümen zum Ball
Nach zwei Jahren Zwangspause, bedingt durch Corona, war der Andrang zum Kocherlball in diesem Jahr besonders groß, trotz der herausfordernd frühen Uhrzeit – zumindest, was mich anbelangt. Glücklicherweise zählt Fotograf Sigi Müller zum Typus der Lerchen, für die frühes Aufstehen weiter kein Problem darstellt. Bereits ab 3.45 Uhr fand er sich am Chinesischen Turm ein.
Was er dann vor allem in der „blauen Stunde“, unmittelbar am Scheitel zwischen Nacht und Tag mit seinen Kameras an Stimmung eingefangen hat, erntete zu Recht, neben Riesenbeifall im Netz, auch eine ganze Seite in der Münchner Abendzeitung. Mich persönlich haben die Bilder berührt, als hätte ich die magische Atmosphäre selbst erlebt.
Um einige dieser Momentaufnahmen zu bewahren, veröffentliche ich sie auf dieser Seite, mit freundlicher Genehmigung von Sigi Müller > www.augenblick-fotografie.com
Mehr Beiträge von und zu Fotograf Sigi Müller im GdS-Blog >
Text/Fotos: Sigi Müller, Fotograf (Augenblick Fotografie) und AZ-Kolumnist als „Der Stadtspaziergänger“ Tollwood Winterfestival 2024Di 26.11. – Mo 23.12. Theresienwiese | München Zum Tollwood-Magazin Wir braucht dich!…
Eine Utopie urbanen Lebens präsentierte sich mir vergangenen Samstag, mitten in der neuen Fußgängerzone Haidhausens, die sich seit Juli 2024 vom Rosenheimer bis zum Pariser…
Als ich meinen Kumpel Sigi Müller darauf ansprach, ob er sich an Christian Udes Unterschriftensammlung gegen Rechtsextremismus beteiligen würde, sagte er sofort zu, aufgrund der…
Morgens um vier, halb fünf kam die Gestapo zu uns nach Hause. Schnell, schnell, schnell anziehen und die Mama sollte nur einmal Kleidung mitnehmen für…
„Ja macht denn jetzt die ganze Münchner Innenstadt dicht?“ rief eine Passantin vor dem eleganten Bekleidungsgeschäft aus, das kürzlich Insolvenz angemeldet hat. Innen empfand ich…
Der heutige Beitrag von AZ-Stadtspaziergänger Sigi Müller zwingt mich, errötend zu gestehen, dass ich noch nie in der Alten Pinakothek war. Bis heute hielt sich…
Tatort: Mariandl Titel: „Gabys Jubiläumsparty“Untertitel: „Einzigartig“Unteruntertitel: „Einzig, aber nicht artig“ … 😉 Gaby hatte gerufen und alle waren gekommen. Im Cafe Mariandl in der Goethestraße…
Nicht ganz die Initialzündung, jedoch die Definitivzündung im kulturellen Leben des 19jährigen Münchner Bua Herbert – Herbie Hauke verpasste ihm die legendäre Rock-Diva Tina Turner…
Zwar gilt München eigentlich als verlängerter Arm Norditaliens, über dessen Straßen Elche eher selten schlendern, doch Münchens AZ-Stadtspaziergänger Sigi Müller haben es die tierischen Kolosse seit…
Stunde Null: Im November 2022 erwähnte Alexander Diepold, Geschäftsführer von Madhouse München, dem Familienberatungs- und Kulturzentrum für Sinti und Roma in München, dass sich am 13. März…