Frei leben! Die Frauen der Bohème 1890 – 1920 Führungen durch die aktuelle Ausstellung in der Monacensia im Januar, jew. sonntags, um 14 Uhr, am 15./22./29. Januar; dazu einige Betrachtungen
Würden sie heute leben, hätte ich ihnen längst eine Kontaktanfrage via Facebook geschickt, so sehr fasziniert und inspiriert mich ihr Leben und Wirken, das der Margarete Beutler, Emmy Hennings – und ganz besonders der Franziska zu Reventlow, deren Nachlass sich heute in der Monacensia befindet, dem literarischen Gedächtnis der LH München. Zu Reventlow empfinde ich eine besondere Nähe, mit mehr als nur dem Lago Maggiore und einem drastischen Exit aus hochbürgerlichen Familienverhältnissen als gemeinsamen biografischen Nenner <
Daher haben ihr die Schriftstellerin Gunna Wendt und ich 2018, zum 100sten Todestag einHistorical gewidmet – und in der Monacensia uraufgeführt – auf Grundlage von Gunna Wendts Reventlow-Biografie „Franziska zu Reventlow – Die anmutige Rebellin„. Die Anziehungskraft, die die Münchner Bohème um 1900 auf Künstlerinnen wie sie ausübte – und bis in die Gegenwart auf KünstlerInnen ausstrahlt, sowie die Hintergründe dazu, schildert Wendt anschaulich in einem Gastbeitrag >
Frauen wie Franziska zu Reventlow, Margarete Beutler, Emmy Hennings waren DIE Pionierinnen des weiblichen Kunst- und Kulturschaffens in der wohl größten Blütezeit Münchens und eröffneten sich jene Möglichkeiten, von denen wir Frauen im Kunst- und Kultursektor bis heute profitieren. Sie wagten es, Lebens- und Schaffensfreiheit für sich – und damit auch für uns Nachgeborene – einzufordern, in einer Zeit, als „böse Mädchen noch längst nicht überall hin kamen, sondern schlimmstenfalls in die Hölle einer Nervenheilanstalt„.
Diesen Frauen ist die aktuelle Ausstellung in der Monacensia gewidmet, die bereits im vergangenen Sommer startete und auf Grund des nicht endenden Interesses noch immer besteht:
Um 1900 ziehen von überallher junge Frauen nach München und wagen dort ein freies Leben als Künstlerinnen oder Schriftstellerinnen. Dafür nehmen sie ein hohes Risiko und prekäre Lebensumstände in Kauf. Zu diesen Frauen gehören: Franziska zu Reventlow, Margarete Beutler und Emmy Hennings. Sie stehen im Mittelpunkt der Ausstellung.
Das Aufbegehren gegen gesellschaftliche Schranken und bürgerliche Moral zeigt sich in ihren Lebensentwürfen und Texten. Freiere Formen des Zusammenlebens, Selbstbestimmung über den eigenen Körper und über ihre Sexualität sind ebenso zentrale Themen wie Unabhängigkeit, „freie Mutterschaft“ und Prostitution. Sie sind Kapitel ihres Lebens genauso wie Motive ihrer Werke. Als Künstlerinnen fordern sie öffentliche Aufmerksamkeit ein und prägen die Subkultur der Boheme zwischen München, Berlin und Zürich.
Gezeigt werden zahlreiche biografische Dokumente, Manuskripte, Tagebücher, Briefe und Fotografien aus verschiedenen Archiven sowie aus Privatbesitz. Einen Kernbestand bildet der Nachlass von Franziska zu Reventlow, der sich in der Monacensia befindet. Erstmals gezeigt werden Dokumente von Margarete Beutler aus dem privaten Familienarchiv. Jedoch bilden sich die wenigsten der Schriftstellerinnenbiografien in vollständigen Nachlässen ab.
Videobeiträge der Münchner Kammerspiele und aktuelle literarische Positionen zum Beispiel von Jovana Reisinger, Florian Kreier, Mareike Fallwickl und Gün Tank fügen in der Ausstellung und im digitalen Magazin eine heutige Perspektive hinzu. „Frei leben!“ wird digital begleitet durch das Archiv der deutschen Frauenbewegung in Kassel und das Literaturhaus Berlin sowie durch viele weitere Kooperationspartner*innen.
Veranstaltungstext der Monacensia zur Ausstellung
Ein Blick auf die Ausstellung, in der mich nicht zuletzt die Zitate der „Vorvor-Kolleginnen“ fasziniert haben: Klar, mutig und die Gegebenheiten des Lebens auf eine Art sezierend, die mich immer wieder zum Innehalten und Nachdenken anregten …
„Ich will und muss einmal frei werden; es liegt nun einmal tief in meiner Natur, dieses maßlose Streben, Sehnen nach Freiheit …“
Zitat: Franziska zu Reventlow Bildcollage von Gaby dos Santos aus dem Historical „Franziska zu Reventlow“
Auch in diesem Jahr werden Führungen zur Ausstellung angeboten:
Eine Anmeldung über die Münchner Volkshochschule ist erforderlich. Ebenfalls Gelegenheit für einen Besuch der Ausstellung bieten unsere Abendöffnungen: An Donnerstagen sind die Ausstellungen der Monacensia regulär bis 22 Uhr geöffnet. Wer mag, bleibt anschließend noch auf ein Glas in der Cafébar Mona, die ebenfalls lang geöffnet ist. 5 Euro pro Person / Anmeldung über die MVHS
Titelmotiv: Die Collage von Gaby dos Santos zeigt die grüne Eingangstür zum Reich der Monacensia sowie Franziska zu Reventlow, Margarete Beutler und Emmy Hennings, die Protagonistinnen der Ausstellung „Frei leben!“
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