Albert Knoll: Filmisches Portrait in der Lothringer 13 und Hakenkreuze an der Haustür!

Gespenstisch: Ausgerechnet Hakenkreuze überschatteten die Uraufführung eines Kurzfilms von Philipp Gufler, der das Engagement Albert Knolls würdigt, sowohl als Vorsitzender des Forums Queeres Archiv München und wie auch als Archivar der KZ-Gedenkstätte Dachau. Für beide Institutionen forscht Albert u.a. intensiv zum Nationalsozialismus und insbesondere zur Verfolgung Homosexueller.

Doch nun fanden sich Albert Knoll und sein Mann Jan Erdmann selbst mit der Bedrohlichkeit von Hakenkreuzen konfrontiert, mit denen Unbekannte die Haustür des Paares verunstaltet hatten!

Ein Kapitel dunkelster deutscher Geschichte erschien mir erschreckend zeitversetzt, als ausgerechnet Albert mir vor Beginn der Veranstaltung von dem Übergriff berichtete – Er, der dessen kontinuierlich fortgesetzte Forschungsarbeiten sich explizit gegen das braune Unwesen richten! Oder vielleicht gerade deshalb?

Gestern zwischen 22.00 Uhr und 0.00 Uhr haben wir wieder Vandalismus erleben müssen. Diesmal war nur unsere Wohnungstür betroffen.

Und diesmal auch mit rechtsextremistischer Schmiererei. Da Albert bei der KZ-Gedenkstätte Dachau arbeitet und ich als Beauftragter gegen Rechtsextremismus im Bezirksausschuss Sendling tätig bin, wurde dieser politisch motivierte Anschlag auf unsere Wohnung heute zur Anzeige gebracht.

Wehret den Anfängen!

Jan Erdmann auf Facebook

Der Hintergrund zu den Hakenkreuz-Schmierereien ist weiterhin nicht bekannt und wird es wohl auch nie werden. Dennoch finde ich es traurig, dass die Polizei zunächst gar keinen Handlungsbedarf sah, wie Albert mir schilderte. Erst als Jan sich als Beauftragter für Rechtsextremismus im BA München-Sendling auswies, wurde der Vorfall aufgenommen!


Screenshots der Instagram-Meldung vom 9.9.2023
des Forums Queeres Archiv München


Während der Eröffnungsreden, hinter Gaby dos Santos, im lachsfarbenen Hemd Albert Knoll, dahinter Jan Erdmann

Statt eines auf sein filmisches Portrait Vorfreudigen traf ich auf einen verständlicherweise bedrückten und übernächtigten Albert Knoll und fragte mich, voller Mitgefühl aber auch Sorge, ob es sich hier wohl um die berühmt berüchtigten Einschläge handelte, die näher kommen?

Meine Stimmung war jedenfalls angeschlagen, meine Konzentration auch, ein bedauerlicher Umstand angesichts der Qualität des filmischen Portraits.

Dieser Kurzfilm hatte mich bereits in der Vorankündigung zur Vernissage angesprochen, nicht nur weil er von meinem langjährigen, lieben Bekannten und mehrfachen Kooperationspartner Albert Knoll handelt, sondern auch weil er von Philipp Gufler stammt, den ich als eine der spannendsten Persönlichkeiten der jungen Münchner Kunstszene kennengelernt habe und zudem als engagiertes Mitglied im Forum Queeres Archiv München. In dieser Doppelfunktion erwies er sich dann auch als kongenialer Autor einer filmischen Biografie über jemanden wie Albert.

‚Jede Generation muss einen neuen Zugang zu Geschichte finden“,

äußerte Philipp Gufler in seiner Vorstellungsrede bei der Vernissage zu „On Listening“ (Foto links).

Das ist ihm gelungen, mit diesem inhaltsreichen, in die Tiefe gehenden Kurzfilm, der nachdenklich stimmt, berührt und zugleich viel über die Historie der queeren Community sowie ihrer Ausgrenzung und Kriminalisierung bis weit in die 1960er Jahre erzählt und von der wertvollen, ehrenamtlichen Arbeit des FORUMS und Albert Knolls, zur nachhaltigen Erfassung queerer Geschichte und Biografien.

> Mehr dazu findet sich auf Philipp Guflers Facebook-Seite.

Allein schon Philipp Guflers Film lohnt daher einen Besuch der Ausstellung, die noch
bis 12. November 2023 in der Kunsthalle Lothringer 13, in München-Haidhausen, läuft.

Im filmischen Dialog: Albert Knoll. links und Philipp Gufler, Autor des Films, rechts, als filmische Projektionen in der Kunsthalle Lothringer 13
Der Film läuft in Endlosschleife, es gibt Kopfhörer und ausgezeichnete englische UT’s

Die Bildprojektion aus Philipp Guflers Film zeigt die KZ-Gedenkstätte Dachau, die er für die Produktion mit Albert besucht hat. Der arbeitet dort seit vielen Jahren als Archivar.

„Wehret den Anfängen!“ mahnt Jan Erdmann anhand des bekannten Zitats in seinem Facebook-Text an. Er hat Recht, nur fragt man sich immer häufiger ratlos: „Aber wie???“


MEHR ZU ALBERT KNOLL


Die Titelcollage von Gaby dos Santos beinhaltet ein Foto der lädierten Haustür, das Jan Erdmann auf seiner Facebook-Seite zu dem Vorfall gepostet hatte


Veröffentlicht von Gaby dos Santos

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