Hände weg von James – der coolen Socke – Bond! In einer neuen Sternstunde der Political Correctness erhalten alte „James Bond“-Filme Warnhinweise!!!

Genug ist genug! Jetzt wird auch noch James Bond, die coole Kino-Socke auf den Index der Political Correctness gesetzt! Der Vorfall wäre eigentlich lächerlich, würde sich dahinter nicht einmal mehr dieser moralinsaure Ernst verbergen, der die Frage aufwirft, um wieviel spaßbefreiter die Gesellschaft denn noch werden möchte?

»James Bond«-Filme erhalten Warnhinweise

Lange kam 007, Chauvinist und notorischer Schürzenjäger, ungeschoren davon. Das Britische Filminstitut legt ihm nun das Handwerk – und stuft Inhalte der alten Bond-Filme als anstößig ein.
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Konkret wird dem »Guardian« zufolge davor gewarnt, dass alle gezeigten Filme »Sprache, Bilder oder andere Inhalte enthalten, die Ansichten der damaligen Zeit widerspiegeln, aber heute wie damals Anstoß erregen«. Dem Titel »Man lebt nur zweimal« wurden vom BFI »veraltete rassistische Klischees« attestiert. In dem Film von 1967 gibt es eine Szene, in der 007 alias Sean Connery versucht, sich als Japaner auszugeben.
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DER SPIEGEL; Panorama, 5.1.2024 > LINK

Dabei begann der aktuell ausufernde Irrsinn hoffnungsvoll: Aus der Jugendbewegung der 1960er und frühen 1970er Jahre erwuchs die Vision einer „besseren“, weil gegenüber Minderheiten toleranten und paritätischen Gesellschaft. Nur kippt diese Utopie langsam aber sicher, auf Kosten von eben dieser Toleranz sowie individuellen Freiräumen. Wieso erscheint es denn so bedenklich zu akzeptieren, dass früher schlichtweg andere Lebensentwürfe galten, andersartigen Erfahrungen geschuldet, mit dem Ergebnis einer entsprechend anderen Kultur als heute?

Wir lernen ja sowieso dazu – zumindest meistens. Daher verdanken wir auch, was uns heute ausmacht, einer schrittweisen Entwicklung, die wir „Fortschritt“ nennen. Verleugnen wir jedoch unsere Vergangenheit, in dem wir deren kulturelles Erbe auslöschen, tilgen wir auch das Fundament, auf dem unser heutiges Selbstverständnis fußt. Es gilt doch, die Vergangenheit zu kennen, um die Zukunft mit differenziertem Blick zu gestalten?

Nicht das Verbot von Machos, Zigeunschnitzel, Negerküssen sowie Dreadlocks, da „kulturelle Aneignung“, werden die Welt verbessern, sondern ein individueller, eigenständig entwickelter und vor allem auch GELEBTER Wertekanon. Für unabdingbar halte ich auch Toleranz und eine offene Debattenkultur.

Mir selbst war schon immer wichtig, mich auszuleben und mir auf diese Weise treu zu bleiben, oft entgegen geltender Moralvorstellungen und Konventionen. Das hat mich schon sehr früh zur Außenseiterin gemacht und später zu meinem – fortdauernden -Engagement für Minderheiten und Geschlechterparität geführt. > MEHR

Um diese jedoch nachhaltig zu verwirklichen, bedarf es ganz anderer Maßnahmen, als einer Neuauflage starrer gesellschaftlicher Dogmen, die heutzutage unter dem Deckmäntelchen der Political Correctness daherkommen und sich oft genug als simple Augenwischerei erweisen, wenn es um tatsächliche Zugeständnisse für Minderheiten, abweichende Lebensentwürfe, sexuelle Orientierung oder Gender-Fragen geht.

Im Übrigen hat sich besagter „Bond, James Bond“ während der Ära Craig ganz freiwillig selbst ziemlich entmachofiziert …

Und um zu wissen, dass ich mir keinen Macho-Sean im echten Leben an die Seite stellen werde, benötige ich keine Warnhinweise seitens irgendwelcher Filminstitute! Ich liebe diese alten Filme und Winnetou-Bücher und Negerkuss-Erinnerungen, als das was sie sind: Farbige Relikte aus meiner Vergangenheit.


„Gut gemeint“ steht eben NICHT IMMER für „gut getan“



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Veröffentlicht von Gaby dos Santos

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