Ein weiterer Geburtstag, fern der Heimat gefeiert, wo Putins Krieg nunmehr im vierten Jahr wütet‼️
Daher verbirgt sich hinter obigem Foto von Daniela Koch soviel mehr, als „nur“ der Schnappschuss einer fröhlichen Geburtstagsrunde im Münchner Zoo Hellabrunn. Das galt insbesondere für Geburtstagskind Maryna (3.v.li.), denn unweigerlich verleiten Jahrestage dazu, einen sentimental verklärten Blick auf die Vergangenheit zu werfen; in Marynas Fall auf ihr Leben vor 2022, als es noch heil war…
Maryna und ihr Mann Denis (Titelbild, Mitte) haben aber zumindest das Glück, in einem Haus zu wohnen, das meine Freundin Daniela (unteres Bild, Mitte) vor einigen Jahren geerbt hat; gerade rechtzeitig, um es über das Landratsamt gezielt an Flüchtlinge zu vermieten, neben Maryna und Denis, u.a. auch an Juristin Katja (die rothaarige Lady auf dem Foto), sowie an weitere Familienmitglieder, einschließlich einer ebenfalls traumatisierten Hauskatze.
Obige Aufzählung weckt möglicherweise wieder Bedenken bezüglich der Flut an Flüchtlingen, deren schiere Masse unsere Wirtschaft und Sozialsysteme zu „shreddern droht“ (Sarkasmus Ende); zumindest gefühlt – denn die aktuelle demografische Entwicklung verlangt dringend nach einer differenzierteren Betrachtungsweise der Themen „Flucht und Migration“!
Ein weiterer Grund zum Feiern war für Maryna der erfolgreiche Abschluss eines Fernstudiums der Psychologie an einer ukrainischen Universitä. Gerade hat sie, trotz ihrer schwierigen Lebenssituation, die letzten Prüfungen bestanden. Angesichts des grassierenden Fachkräftemangels, bleibt nur zu hoffen, dass Marynas Diplom bald auch hierzulande anerkannt werden möge 🙏🙏🙏
Anlass zu Freude bot auch die Anwesenheit von Marynas alter Freundin Oxana (2.v.links auf dem Titelbild), eine Dozentin für Yoga und Ayurveda, die sich entschlossen hat, vorerst in der Ukraine auszuharren, aber extra zum Geburtstag angereist war. Ich erlebte sie als eine Frau mit starker Ausstrahlung, über die ich gerne soviel mehr erfahren hätte, die jedoch nur Ukrainisch spricht. Dennoch führte Oxana mir vor Augen, was sich leicht vergisst, nämlich…
…dass es sich bei Opfergruppen NICHT um amorphe Massen handelt, die passiv Krieg, Verfolgung und Vertreibung ausgesetzt sind und uns einseitig Beistand abverlangen, sondern um individuelle Persönlichkeiten, mit entsprechendem gesellschaftlichen Potential.
Da verwundert es nicht, dass Fremdenfeindlichkeit dort besonders grassiert, wo keine oder nur sehr wenige Migranten leben…Kommentar von Gaby dos Santos im GdS-Blogbeitrag vom 18.10.2025

Mir jedenfalls haben Maryna und Denis bisher mehr geholfen, als ich ihnen, insbesondere bei der Renovierung meiner Wohnung, die ich im Alleingang nie hätte stemmen können. Dabei zugute gekommen ist mir auch die künstlerische Ader des Ehepaares, zumal Maryna eine ausgebildete Ikonenmalerin ist! Entsprechend viel verdanke ich diesen Beiden, ohne dass ich ihnen im Gegenzug viel hätte helfen können, im Gegensatz zu meiner Freundin Daniela, von der auch die Zoo-Fotos stammen.
Daniela betrachte ich schon seit Ewigkeiten als moralischen Kompass, obwohl sie sogar neun Jahre jünger ist, als ich!
Typisch für sie – stellt sie unseren ukrainischen Freundinnen und Freunden nicht nur Wohnraum, sondern leistet auch ununterbrochen Hilfestellung beim Gang zu Ämtern, bei bürokratischen Stolperfallen, Arztbesuchen, etc.

Die deutsch-ukrainische Geburtstagsgesellschaft hatte sich von mir eine Führung durch den Tierpark Hellabrunn gewünscht, da ich den inzwischen in- und auswendig kenne, Tierliebe und Jahresabo sei dank.
Zudem erweitere ich mein zoologisches Wissen nonstop via TV-Dokumentationen, so daß ich zu fast allen Tieren etwas Spannendes zu erzählen weiß.
😉 Ich finde:
Tiere, egal welcher Gattung oder Größe, bilden gerade in Krisenzeiten des Homo Sapiens eine interkulturell wirksame, emotionale Ablenkung!

FAZIT
Der desolate Zustand der weltweiten Politbühne hat mich längst in die Innere Emigration getrieben, doch die kleineren und größeren Gesten von Menschlichkeit, die mir im Alltag begegnen, eröffnen mir immer wieder perspektivische Biotope.
Ähnlich geht es offensichtlich Maryna. Als sie uns alle, vis à vis des Flamingo-Geheges, zur Geburtstagspizza versammelt hatte, hielt sie eine kleine Rede, in der sie sinngemäß äußerte:
Nie habe sie sich vorstellen können, in Deutschland Freunde zu finden, doch die habe sie gefunden, in Daniela – und auch in Gaby…
Zutiefst gerührt, nehme ich Marynas Worte als Ansporn, künftig meine Freundschaften, als eine Art Lebensversicherung, noch bewusster zu pflegen, denn offensichtlich versteht Freundschaft sich darauf, selbst in Zeiten der Diaspora noch ein stückweit Heimat zu bieten…

Das letzte Foto wurde ebenfalls in Hellabrunn am 15.10.202d5 von Daniela Koch aufgenommen und zeigt Gaby dos Santos im Aquarium von Hellabrunn
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