Hände waschen beim „Aschermittwoch der Künstler“ Kardinal Reinhard Marx feiert Gottesdienst mit Kulturschaffenden im Münchner Liebfrauendom

Dass wir Kunst- und Kulturschaffende unseren eigenen Aschermittwoch im Liebfrauendom feiern und dabei Performances von Kolleginnen und Kollegen beiwohnen können, hat sich in der Szene noch nicht wirklich herum gesprochen. Tatsächlich assoziieren wir hierzulande mit dem Aschermittwoch inzwischen vorwiegend den Gipfel aller geballten Stammtischreden der Polit-Nation, ganz gleich, welcher Couleur, via Print und TV direkt aus den Bierzelten der Republik überliefert.

Politischer Aschermittwoch 2017  in Vilshofen

Auch Fischerei-Industrie und Gastronomie haben Anlass zur Freude, lädt doch der Aschermittwoch traditionell zum Fischessen … Doch wo liegen eigentlich die Wurzeln dieses kirchlichen Termins, der sich säkular so sehr verselbstständigt hat? Irgendwie erinnern sich viele von uns noch vage aus dem Religionsunterricht, dass dieser Tag die Fastenzeit einleitet, an die sich unsere Vorfahren tatsächlich auch hielten, aber viel mehr zum Thema bringt keine/r so recht zusammen …

Symbolische Fastenzeit beim Karneval, Teil eines Gemäldes von Brueghel dem Älteren

Tatsächlich leitet seit dem 4. Jahrhundert in der Westkirche der Aschermittwoch die Fastenzeit ein, die an die 40 Tage erinnert, die Jesus fastend und betend in der Wüste verbrachte (Mt 4,2 EU), und auf Ostern vorbereiten. Höhepunkt des katholischen Gottesdienstes an diesem Tag ist das Auftragen eines Aschenkreuzes auf die Stirn der Gläubigen, wobei der Pfarrer für jeden einzeln den biblischen Spruch „Gedenke Mensch dass Du Staub bist“ wiederholt. Der Empfang des Aschenkreuzes zählt zu den heilswirksamen Zeichen, den Sakramentalien und lädt zur Besinnung über die eigene Vergänglichkeit ein.

Mehrfach habe ich selbst dieses Aschenkreuz empfangen, im Rahmen des Aschermittwochs der Künstler, der in München alljährlich von Reinhard Kardinal Marx gehalten wird. Zurück geht dieser Brauch auf den katholischen französischen Schriftsteller Paul Claudel, „der nach dem 2. Weltkrieg verschiedene Künstler in Paris zum Gedankenaustausch einlud. Der Kölner Kardinal Frings schloss sich der Idee an. Seither treffen sich am Aschermittwoch in vielen europäischen Städten Bischöfe, Seelsorger, Gläubige und Künstler. Gemeinsam beginnen sie die Zeit der Besinnung und Buße“. erläuterte der Bayerische Rundfunk 2018 auf seiner Homepage anlässlich seiner Übertragung des Hochamtes aus dem Münchner Liebfrauendom. Auch heuer besteht die Möglichkeit, die Zeremonie live zu verfolgen, über das Web-Portal des Sankt Michaelsbunds live:
Zum direkten Link > HIER

Alljährlich ergänzt die Erzdiözese München-Freising das Hochamt im Dom durch künstlerische Darbietungen, die kommentierende Akzente innerhalb des spirituellen Rahmens setzen. In diesem Jahr wird der Aspekt der Reinigung thematisiert. Dazu ist auf der Veranstaltungsseite der Erzdiözese nachzulesen: „Zu Beginn der österlichen Bußzeit verweist die thematische Gestaltung des Gottesdienstes auf das menschliche Bedürfnis nach äußerer und innerer Reinigung. Im Kontext des sakralen Raums macht das Werk von „Empfangshalle“ deutlich, dass Reinigung und Versöhnung auch ein Beziehungsgeschehen sind. Die Waschstation wird ab 16.30 Uhr in Betrieb sein.
 
Die Künstler Corbinian Böhm und Michael Gruber arbeiten seit dem Jahr 2000 unter dem Namen „Empfangshalle“ zusammen. Ein wesentlicher Bestandteil ihres künstlerischen Schaffens ist die Partizipation von Dritten. Die Arbeit „Waschende Hände“ basiert auf der Ausstellung „Wäsche“ des Künstlerduos, die der Fachbereich Kunstpastoral der Erzdiözese München und Freising und die Deutsche Gesellschaft für christliche Kunst im Herbst 2017 in München gezeigt haben.  (…)“  Mehr

Veröffentlicht von Gaby dos Santos

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