Wilde Ritte zwischen Welten und Zeiten – Die inklusive Freie Bühne München präsentiert „Der Meister und Margarita“ nach Michail Bulgakow

Ein alljährliches Theaterereignis, das mir viel bedeutet: Die Premieren der inklusiven Freien Bühne München (FBM). Am vergangenen Freitag war es wieder soweit: Vorfreudig fand ich mich vor der Pasinger Fabrik wieder und konnte am regen Zulauf der Theaterbesucher erkennen, dass der Andrang keineswegs nachgelassen hat, seit ich 2017 erstmals, mit Miltons Tower, eine dieser besonderen Inszenierungen der inklusiven Freien Bühne München gesehen habe und deren Entwicklung ich seither begleite.

Vermutlich ist das Erfolgsrezept dieser Bühne, die gleichermaßen DarstellerInnen mit und ohne Behinderung in den Inszenierungen einsetzt, die erweiterte Perspektive, die durch dieses spezielle Besetzungskonzept entsteht, ohne jedoch auf den künstlerischen Anspruch zu verzichten. Ein seit 2015 jährlich wiederkehrendes Bühnenerlebnis, das ganz offensichtlich süchtig macht … Mich und eine zunehmende Zahl Fans, so dass der Besuch einer FBM-Aufführung regelmäßig mit vielen „Hallos“ verbunden ist.

2023 präsentiert das inklusive Ensemble nun „Der Meister und Margarita“ nach Michail Bulgakow. (LINK zum Programmheft)

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Angelica Fell, gemeinsam mit Tochter Marie-Elise geschäftsführender Vorstand der FBM, bezeichnet die Inszenierung als „wilden Ritt zwischen den Welten Moskaus der 1930er Jahre und dem Jerusalem zu Jesu Zeiten“„… und darüber hinaus bis in die Gegenwart“ – ließe sich hinzufügen. Gerade der topographische und historische Handlungsbogen des Stücks verursacht mir, angesichts der jüngsten weltpolitischen Entwicklungen, reichlich Gänsehaut! Was für eine Fügung, dass sich die Freie Bühne München ausgerechnet für diesen Stoff entschieden hat, als diese noch gar nicht absehbar waren, wie Regisseur Martin Kindervater bei einer kurzen Publikumsansprache nach dem Schlussapplaus betonte.

Schlussapplaus nach der Premiere; ganz rechts Angelica Fell, FBM-Vorstand

In seiner Inszenierung schrumpfen die historischen Eckpfeiler der Handlung zu einem endzeilich anmutenden Jetzt zusammen, durch das die ProtagonistInnen von einer grotesken Szene in die nächste taumeln, kontrastiert durch eine diabolische Hauptfigur (Christian Peters), die als einzige die Zügel der Ereignisse in der Hand zu halten scheint.

© Markus Burke

Mit dieser düsteren Atmosphäre konfrontiert er das Publikum mit Betreten des Theatersaals, wo sie bereits die Szenerie eines Sanatoriums erwartet, in der der Protagonist (Christian Peters) als Anstaltsarzt über seine schlafenden Insassen beaufsichtigt.

Das Stück punktet durch ein Füllhorn an Details, sei es in Textpassagen (Dramaturgie Verena Regensburger), sei es in der Ausstattung (Leonard Mandl/Assistenz Amelie Unhoch), wie der desillusionierte Blick auf einen Moskau-Nachbau aus Pappmaché, von einstigem Glanz auf Häßlichkeit in Kofferformat reduziert.

Das Zusammenspiel all dieser Elemente schafft eine inszenatorische Intensität, der ich mich weder geistig noch emotional zu entziehen vermochte. Die Eindrücke überdauerten den Schlussapplaus und wollten erst einmal dringend verdaut werden. Meine Teilnahme an der Premierenfeier ließ ich daher in diesem Jahr ausfallen …

👏

SZ-Kritik


© Markus Burke

Weitere Termine:

14. Oktober 2023, 19:30 Uhr, Münchner Kammerspiele, Werkraum
mit Gebärdensprachdolmetschung
Tickets: Theaterkasse, Maximilianstraße 26-28
, (Mo-Sa: 11–19 Uhr),
Tel.:089 / 233 966 00 oder theaterkasse@kammerspiele.de
und bei München Ticket

20. Oktober 2023, 20:00 Uhr, Volkstheater, Bühne 3
Tickets: (ab 06.09.)Theaterkasse, Tumblingerstr. 29, 80337 München,
(Mo-Fr 11–18 Uhr und Sa 11-14 Uhr),
 Tel.: 089 / 523 46 55 oder
online über das Volkstheater hier

21. Oktober 2023, 20:00 Uhr, Volkstheater, Bühne 3
mit Gebärdensprachdolmetschung
Tickets: (ab 06.09.)Theaterkasse, Tumblingerstr. 29, 80337 München,
(Mo-Fr 11–18 Uhr und Sa 11-14 Uhr),
 Tel.: 089 / 523 46 55 oder
online über das Volkstheater hier

27. Oktober 2023, 20:00 Uhr, schwere reiter Theater
Tickets: www.rausgegangen.de

28. Oktober 2023, 20:00 Uhr, schwere reiter Theater
mit Gebärdensprachdolmetschung
Tickets: www.rausgegangen.de

18. November 2023, 19:30 Uhr, Stadttheater Weilheim
Kartenvorbestellung: E-Mail an weilheim@freiebuehnemuenchen.de
(Kartenabholung an der Abendkasse) Preis 20,- / 10,- (ermässigt)

> freiebuehnemuenchen.de


Weitere Beiträge im GdS-Blog zur Freien Bühne München (FBM)

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Veröffentlicht von Gaby dos Santos

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