München-Kippa, Stolpersteine, J.E.W.S. & Co: Update zu Terry Swartzbergs Engagement gegen Antisemitismus, in der Gedenkkultur sowie bei der Aufklärung Jugendlicher über Antisemitismus und Judentum

Nun lagert also auch im NS-Dokumentationszentrum München, wie schon seit einigen Jahren im Haus der Geschichte Bonn, eine der ebenso phantasie- wie liebevoll konzipierten Kippot von Journalist und, wie er sich selbst bezeichnet, Ethical Campaigner Terry Swartzberg. Seine Kippa-Kampagne startete er vor fast genau 12 Jahren, zunächst konzipiert als Selbstversuch, bevor er dazu überging, sie nonstop zu tragen.

Terry Swartzberg mit einer Auswahl seiner Kippot (für so gut wie jede Gelegenheit), beim Interview im Medienhaus Michaelsbund, das inzwischen auch eigene Stolpersteinen verlegt hat

Obgleich er sich damit als Anhänger des jüdischen Glaubens outet, hat Terry bis jetzt noch keinerlei Übergriffe erlitten, dafür aber seine „München-Kippa“ mittlererweile sogar an den bayerischen Justizminister, Dr. Georg Eisenreich und den bayerischen Antisemitismus-Beauftragten, Dr. Ludwig Spaenle ausgehändigt.

Naches! Hebräisch für eine tief empfundene Freude. Naches! Die Überreichung der München Kippa im Landtag an den bayerischen Staatsminister der Justiz Georg Eisenreich (rechts) und an den Antisemitismusbeauftragten Dr. Ludwig Spaenle. Zwei Menschen die sich konsequent und sehr effektiv für den Erhalt des jüdischen Lebens im Freistaat einsetzen.

Post von Terry Swartzberg am 24.7.2024

Überreichung der München Kippa an unsere liebe Freundin Dr. Mirjam Zadoff und ihr NS-Dokumentationszentrum München.

Spannende Begegnungen und Ausstellungen sowie Ort für unsere Recherchen um den Holocaust – das Zentrum ist uns unentbehrlich geworden.

Post von Terry Swartzberg, auf dem Foto mit
Dr. Mirjam Zadoff (Mitte), Kippa und Ines Ruth im NS-Dokumentationszentrum München

Als ich heute Terrys Post zur Kippa-Übergabe an Frau Dr. Zadoff las, griff ich spontan zum Handy, um bei ihm nachzufragen, wie er, insbesondere als Kippa-Träger, den zur Zeit wachsenden Antisemitismus erlebe. Er räumte ein, dass es eine Phase gegeben habe, in der er selbst, nicht zuletzt aus dem KollegInnenkreis der Kunst- und Kulturschaffenden, damit konfrontiert worden sei, in Zusammenhang mit der aktuellen Kriegsführung Israels. Andererseits – und hier wurde „mein“ allzeit optimistischer Terry wieder spürbar, verzeichne er neuerdings ein eher noch wachsendes Interesse für Erinnerungskultur, die er in vielfältiger Form pflegt:

Die Nachfrage zur Verlegung von Stolpersteinen habe deutlich zugenommen, so Terry, auch seitens nichtjüdischer MitbürgerInnen. Dabei sei inzwischen die Stolpersteine-Initiative verstärkt dazu übergegangen, Stolpersteine vor dem Wirkungsort von Holocaust-Opfern zu verlegen, um so zusätzliche biografische Elemente in die kollektive Erinnerung zurückzuholen.

Auf Grund des in München weiterhin bestehenden Verbots von Stolpersteinen auf städtischem Grund, beschränke man sich, sehr erfolgreich, auf Verlegungen auf privatem sowie staatlichem Terrain.

Eine umfangreiche Lieferung neuer Stolpersteine sei unterwegs und laut dem aktuellen Stand der Planungen würde man schon bald den 500sten Gedenkstein in den Boden einlassen!

Am heutigen 16. November 2024 wurde schon mal der 324ste Stolperstein seit Juli 2016 verlegt und zwar in der Münchner Schweigerstraße 6, in der Au.

Doch mit dem – an sich schon beträchtlichen – Aufwand bei der Verlegung von Stolpersteinen, verbindet sich auch die nachhaltige Verpflichtung, deren Instandhaltung im Auge zu behalten. Das wiederum erfordert regelmäßige Putzaktionen, zu denen Terry über die sozialen Medien aufruft und an denen sich Bürgerinnen und Bürger unterschiedlichster Couleur beteiligen, einschließlich, selbstredend, dem Initiator selbst. 😉

V.l.: Angelica Fell, Leiterin der inklusiven Freien Bühne München, Terry Swartzberg, Gaby dos Santos

Dabei deckt der ehrenamtliche Putztrupp eine beeindruckende generationelle Bandbreite ab:

87 year old dedicates her days to shining Stolpersteine in Munich. Our friend Rosemarie Wechsler (Foto re.):

‚I want give their names and individuality back to the victims of the Holocaust.‘

Post von Terry Swartzberg im November 2024


Da Terry bei all seinen Aktivitäten keinen Stillstand in irgendeinem Status Quo duldet, begnügt er sich längst nicht mehr damit, Opfern des Holocausts anhand von Stolpersteinen ihre namentliche Identität zurückzugeben.

Vielmehr ist er seit einigen Jahren dazu übergegangen, unter dem Titel „Faces for the Names“, ihnen auch ihr Antlitz zurückzuholen, in Form von Projektionen auf Häuserfassaden.

Faces for the Names in the one of the most beautiful cities in the world: Bamberg. Biggest shout out to Patrick HJ Nitzsche, Rabbi Yael Deusel, my greatest helper Kamil Plonka.

Post von Terry Swartzberg, Herbst 2024

Dass sich Terry Swartzberg zudem, im Rahmen von J.E.W.S., dem zweiten Verein, dem er vorsteht (neben Stolpersteine München e.V.), mit der Aufklärungsarbeit an Schulen befasst, macht Sinn, angesichts der aktuell eher rechtslastigen Tendenzen unter SchülerInnen. Entsprechend dem Doppelsinn, der sich hinter dem Namen J.E.W.S. verbirgt

Jews Engaged With Society / Jews Engaged With Students

hält er nicht nur regelmäßig Vorlesungen an Schulen, sondern lässt sich zudem ständig neue, phantasievolle Aktionen und Performances unter Einbindung von SchülerInnen einfallen, um den jungen Menschen die Bedeutung von Holocaust und Judentum möglichst plastisch zu vermitteln, wobei er sein Verständnis von Judentum mit dem wunderbaren Begriff der „Freude“ verbindet, zu einem freudigen Judentum, dass er nicht nur selbst gerne feiert, sondern zu dem er, im Sinne seiner ausgeprägten Willkommenskultur, auch buchstäblich „JEDE“ und „JEDEN“ einlädt:


Weitere Beiträge zu den Aktivitäten von Terry Swartzberg im GdS-Blog:

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Veröffentlicht von Gaby dos Santos

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