Den fulminanten Start zum heißen Jazzsommer 2025 lieferte Uli Geissendoerfers Quartett bei „jazz & beyond“, der von Petra Windisch de Lates kuratierten Reihe im Münchner Künstlerhaus: Nachlese mit Hintergründen + Vorschau

In Anbetracht der tropischen Schwüle, hatte sich erfreulich viel Publikum zur Juni-Ausgabe von Petra Windisch de Lates (Titelbild re.) jazz and beyond-Reihe im Münchner Künstlerhaus eingefunden. Versprochen hatte die versierte Jazz-Veranstalterin „der Jahreszeit angemessen, heiße und feurige Musik (…)“ und angekündigt:

Pianist und Komponist Uli Geissendoerfer, die belgische Sängerin Pascale Elia, Bassist Patrick Scales

„Garant dafür ist der Pianist und Komponist Uli Geissendoerfer, der seit vielen Jahren in Las Vegas lebt, dort selbst einen Jazzclub betreibt, aber auch unterrichtet, mit vielen Größen des Latinjazz zusammengearbeitet hat und immer noch tut. Er kehrt gerne zu Gastspielen in seine Heimattstadt München zurück und spielt mit Musikern, die genauso energetisch sind wie er.

Neben kubanischer und brasilianischer Musik spielt das Quartett auch Kompositionen der Beatles, Spirituals, Blues und Hits aus seinen eigenen Alben. (…)“

Uli Geissendoerfer bei der Anmoderation seines Gigs im wunderschönen historischen Millerzimmer, 27.6.25
Aus dem Newsletter im Juni 2025, von Petra Windisch de Lates, u.a. Kuratorin der Reihe „jazz & beyond“ im Münchner Künstlerhaus

Angesichts solcherart Vorschau – und einer bewährten Klima-Anlage 😉 – nichts wie hin, ins Künstlerhaus! Zumal am Schlagzeug Elmar Schmidt sitzen würde, den ich schon lange wegen der klanglichen Vielfalt und dem Niveau seiner Projekte schätze.

Hinzu kommt, dass Elmar und ich uns bereits aus einer Zeit kennen, als wir noch zur Nachwuchs-Generation von Jazz-InterpretInnen respektive Jazz-Fans gehörten…

Solcherart gemeinsame Vergangenheit verbindet, ebenso wie, seit meiner Heirat mit einem brasilianischen Drummer 1993 in Rio, die kulturelle Hinwendung zu Brasilien, dessen Sounds und Rhythmen Elmar immer wieder in fulminanten Shows präsentiert, gerne im „Cross Over“ mit Jazz.

Doch apropos „Vielseitigkeit“: Zuletzt standen wir wegen Elmars Orchester-Engagements beim Dauerbrenner Opern auf Bayerisch in Verbindung, der in München regelmäßig im Gärtnerplatztheater gastiert und eine ganz andere Facette aus dem breit aufgestellten Repertoire Elmars offenbart.

Doch wie ich Elmar kenne, hat er sicher noch so Einiges mehr in seiner musikalischen Projektschmiede am Köcheln und hoffe diesbezüglich auf ein erhellendes Gespräch in Kürze… 😉

Was die Rasanz des Abends betraf, so hatte Petra nicht zu viel versprochen:

Abgesehen davon, dass Uli Geissendoerfers Tastenspiel unwiderstehlich und in oft schwindelerregendem Tempo perlte, beeindruckte mich die kraftvolle Performance von Sängerin Pascale Elia. Die kontrastierte entschieden mit ihrer zierlichen Erscheinung, wirkte wie die jazzige Variante einer Suzie Quatro

Eine noch dazu, die flüssigst gleich in mehreren Sprachen performte, darunter auch Songs mit Lyrics aus eigener Feder.

Last not least hatte Uli Geissendoerfer, mit dem britisch-deutschen Jazzbassisten Patrick Scales, einen weiteren Instrumentalisten von Format für seinen Münchner Gig engagiert, den eine gewichtige künstlerische Vita auszeichnet.

Gaby dos Santos beim Gig des Uli Geissendorfer Quartetts, am 27.6. im Münchner Künstlerhaus

Während ich mich in die Rhythmen fallen und von den improvisierten Soli überraschen ließ, dankte ich einmal mehr meinen Lebenslinien dafür, dass sie mich schon in jungen Jahren in das Multiversum des Jazz geführt haben!

Und dass es eine Idealistin namens Petra Windisch de Lates gibt, die dieser Musikform und deren Fans seit Jahren solide Plattformen abseits des kommerziellen Kalküls bietet!

Zwei Konstanten zeichnen dabei die von Petra Windisch de Lates seit 2010 im Münchner Künstlerhaus kuratierte „jazz & beyond“ Reihe und auch ihre weiteren kulturellen Aktivitäten aus:

Eine flamboyante Erscheinung: Jazz-Kuratorin Petra Windisch de Lates, 27.6., Münchner Künstlerhaus

Zum einen zeigt sich Petra in Bezug auf das Booking von KünstlerInnen absolut resistent gegenüber jeglichen „könntest Du nicht mal..?“ – Überredungsversuchen. Vielmehr hält sie unbeirrbar ihre Messlatte hoch, was für die Qualität der Aufführungen birgt. Zum anderen weisen ihre Bookings einen spannenden Hang zum Ausgefallenen auf, sei es in Bezug auf das Konzept der Acts, deren InterpretInnen oder die Bandbesetzung.

In der Konsequenz führte das dazu, dass sich das Konzept der jazz & beyond Reihe etablieren konnte, als eines, das stilistisch viel Spielraum zulässt – Qualität vorausgesetzt und platte Eingängigkeit ausgenommen.

Angesichts des von Petra über die Jahre erworbenen Know Hows, verwundert es nicht, dass sie auch schon sehr lange dem Vorstand der J.I.M.-Jazzmusiker Initiative München angehört und in dieser Funktion mitverantwortlich für die Programmgestaltung des alljährlichen Jazzfests München zeichnet.

Sowohl im Vorstand der Jazzmusiker Initative, wie auch als Kuratorin von jazz & beyond, kommt Petra Windisch de Lates ihre in Jahrzehnten zementierte Präsenz in der Jazz-Szene zugute, in die sie bereits Anfang der 1980er Jahre einstieg: Neben ihrem Studium der Biologie kellnerte sie in Jennys Place, damals DAS place to be in der Münchner Jazz-Szene.

Dank dieser in Jahren gewachsenen Nähe zu vielen ProtagonistInnen des Genres, prägt Petras Events, abgesehen vom qualitativ hohen Niveau der Darbietungen, die herzliche Atmosphäre eines Szenetreffs, die ich sehr schätze, wie auf dem Foto erkennbar, das mich mit Sänger Thomas de Lates zeigt.

… Und heiß setzt sich die jazz & beyond Reihe in den Sommermonaten 2025 fort:

Freitag, den 25. Juli 2025 widmet das „Green Street Quartett“, um den jungen Pianisten Julian Schmidt, dem Gitarristen Grant Green eine Hommage. Das Repertoire umfasst erdige Blues- und Gospel Nummern genauso wie Latin Stücke, wie etwa auf Green‘s legendärer Aufnahme „The Latin Bit“.

Tickets > hier


… und im August lädt jazz & beyond dann folgerichtig zu „Jazzango

(Ausnahmsweise an einem Donnerstag, statt, wie üblich, freitags):

Donnerstag, den 28. August 2025,
musizieren die Sängerin Tuija Komi, laut SZ „…eine echte finnische Jazz-Diva…“ – und der virtuose moldawische Akkordeonist Vlad Cojocaru im Duo als „Jazzango„, gemäß dem einleuchtenden Motto

„It only needs two to Tango“


Eckdaten zu den „jazz & beyond“ Konzerten von Petra Windisch de Lates:

Wo: Münchner Künstlerhaus am Lenbachplatz 8, 80333 München
Wann: In der Regel freitags
Turnus: monatlich
Beginn: 19.30 Uhr  Einlass 19.00 Uhr
Eintritt: 26 Euro – ermäßigt 13 Euro
Infos: Münchner Künstlerhaus > Kulturprogramm > Jazz
Tickets: nur vorab (online) im Künstlerhaus unterTickets
oder an der Abendkasse


Titelbild:
Momentaufnahme des Uli Geissendoerfer Quartetts beim Auftritt am 27.6.2025 im Münchner Künstlerhaus, dazu einmontiert Kuratorin Petra Windisch de Lates und das GdS-Logo, die Theatermaske mit Perlenträne

Foto und Collage: Gaby dos Santos



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Veröffentlicht von Gaby dos Santos

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