Nachlese zu Daniel Fischers Gypsy Jazz Tagen 2025, am 11.10., zwischen Künstlernähe und Hochkultur

Seit nunmehr 10 Jahren bereichert der Gitarrist und Veranstalter Daniel Fischer die Münchner Musikszene mit seinen Gypsy Jazz Tagen, so auch wieder in diesem Jahr, unter anderem mit einem beeindruckenden, weil kontrastierenden doppelten Programmangebot am 11.10.2025:

Eine Gruppe von Gästen in einem Restaurant, die ihre Smartphones in Richtung der Bühne halten und Fotos oder Videos aufnehmen.
Beim ersten Solo von Tschavolo Schmitt filmten alle Anwesenden mit; rechts im Bild Alexander Diepold, Chef des soziokulturellen Zentrums Madhouse in München

Ab Mittag SWINGTE der Sinto Swing vom Allerfeinsten im rustikalen Fraunhofer Wirtshaus und Theater

Schwarz-weiß Bild einer Musikgruppe mit Tchavolo Schmitt, einem Gitarristen in einem Hut, und drei weiteren Musikern, darunter ein Akkordeonspieler und zwei Gitarristen, die auf einer Bühne spielen.
Das Plakat zur Session, mit dem Sinto-Ensemble Franz. begleitet von Steffen Müller am Bass

Geschieht so etwas unter Beteiligung einer Sinti Community und unter Session Ägide eines Meisters seines Fachs wie Tschavolo Schmitt, dann gibt es kein Halten mehr.

Virtuos das Trio, das Stargast Tschavolo Schmitt (mit Hut) aus Frankreich und Italien mitgebracht hatte, außerdem bei der Session dabei seine Frau, Sängerin Maria Christina Brabmbilla

Eine solche Atmosphäre, geprägt von Kind und Kegel, wird sich nie konstruieren lassen, auch nicht mit dem Renommee und den Gagenmöglichkeiten legendärster Kulturtempel, denn es handelt sich hierbei um eine gewachsene Musik-Tradition, die sich direkt und über die Generationen hinweg, unmittelbar aus der DNS speiste und speist, im Verbund dargebotene und erlebte Kunst, mit fließenden Grenzen von Gesang, Rhythmik und Tanz.

Selbst die Minis, Mittelminis und Miniminis wippten und tanzten im Takt mit, allen voran meine Freundin und Zeitzeugin Ramona Sendlinger (siehe Titelbild).

Zwei Kinder tanzen fröhlich zusammen, während zwei Männer auf Gitarren im Hintergrund spielen.

Vom Session-Virus angesteckt wurde auch Tastenmeister Perli Petermann, der spontan gleich ein ganzes Keyboard heranschaffte, um mitzujammen!

Mich fasziniert seine stoische und zugleich virtuose Art, Sessions zu begleiten, seit ich ihn anlässlich meines 30jährigen Bühnenjubiläums 2024 kennengelernt habe. Diesen Musiker bringt wirklich nichts aus dem Takt!

Ein Musiker spielt mit Begeisterung ein rotes Keyboard, während er in die Kamera lächelt. Im Hintergrund sind eine akustische Gitarre und verschiedene Gegenstände sichtbar.

Mitveranstaltet wurde diese Session von meinem langjährigen Freund und Kooperationspartner Alexander Diepold (u.a. Foto 4, heller Pullover), dem charismatischen Chef des soziokulturellen Zentrums Madhouse Kultur der Sinti und Roma im Rahmen von Daniel Fischers Gypsy Jazztagen 2025, der übrigens selbst ein Vollblut-Interpret des Genres ist.

Gefördert wurde der Swing Brunch im Fraunhofer Wirtshaus und Theater von Felix Dresewski persönlich, dem Geschäftsführer der Dohle Stiftung.

Gaby dos Santos schreibt seit September 2016 über Geschichte, Kultur und Aktivitäten von Sinti und Roma in München und überregional links vor dem Franz Ensemble mit Bassist Steffen Müller, rechts mit Zeitzeugin Ramona Sendlinger, dahinter Nino Franz

Durch mein langjähriges Engagement für Sinti und Roma als Chronistin, hat sich mir eine Welt, haben sich mir Freundschaften erschlossen, die ich nie mehr missen möchte… Eine Erkenntnis, die mir am Abend im Deutschen Theater noch bewusster werden sollte!

Die Außenansicht des Münchner Deutschen Theaters bei Nacht mit sanfter Beleuchtung und Besuchern vor dem Eingang.

Ein noch einmal lauer Spätsommerabend und der festliche Rahmen des Silbersaals im Deutschen Theaters dienten gestern Abend als stimmungsvolle Kulisse für den Django Drom Hot Club, feat. Wauwau Adler.

Dieser Act bildete genau die Art von Höhepunkt, der Daniel Fischer zum 10. Jubiläum seines Festivals gebührte: Das Konzert war schon seit Tagen restlos ausverkauft, das Ambiente vom Feinsten und Münchens ehemaliger OB Christian Ude, seit jeher ein großer Unterstützer der Community, eröffnete die Veranstaltung mit einer ausführlichen Rede zur Situation von Sinti und Roma, deren Musik zwar allgemein geschätzt, deren Existenz als gleichberechtigte deutsche Minderheit jedoch bis heute nicht gleichermaßen akzeptiert wird.

Mehr dazu in einem separaten GdS-Blogbeitrag, nachstehend die Linkvorschau.

An die Münchner Fans von Gypsy Jazz appelliert… hat EX-OB Christian Ude, mit einer engagierten Rede im Deutschen Theater

‼️Ein unverzichtbares Ausrufezeichen, mitten hinein in den glamourösen Rahmen der Gypsy Jazz Tage im Deutschen Theater, setzte Münchens ehemaliger OB Christian Ude in seiner Eröffnungsrede, indem er die noch immer unbefriedigende Situation der Sinti und Roma als deutsche Minderheit ansprach. In gebotener Ausführlichkeit, wie ich finde, denn ob als ZuschauerIn oder interpretatorisch:   Wer in Gypsy…


Wie sehr hatte er mir gefehlt, dieser satte Bigband Sound, in den es sich so wunderbar hineinschweben lässt, der jedoch leider, auf Grund seines Aufwands, fast ganz von den Konzertbühnen verschwunden ist. An diesem Abend begegnete er mir endlich auf großer Bühne wieder:

Eine Gruppe von Musikern auf der Bühne, die sich nach einem Auftritt verbeugen. Der Raum ist festlich beleuchtet und zeigt eine Bühne mit Instrumenten im Hintergrund.
Django Drom Hot Club, feat. Wauwau Adler Heftiger Schlussapplaus im Silbersaal

„Zu Gast im Silbersaal ist ein Big-Band-Projekt aus der seit Jahren blühenden Wiener Gypsy Swing Szene rund um Julian Wolmuth („Gewürztraminer“/ Diknu Schneeberger Trio). Neu arrangierte Klassiker des breiten Repertoires von Django Reinhardt stehen auf dem Programm. Solist des Abends ist mit Wawau Adler einer der renommiertesten Gitarristen in der Tradition Django Reinhardts, ein Virtuose der klassischen Gypsy Swing Schule und der modernen Jazz-Gitarre gleichermaßen. Special Guests des Abends sind mit Elias Prinz und Giangiacomo Rosso zwei Aushängeschilder der Münchner Gypsy Swing Szene.“

Aus dem Programm des Deutschen Theaters in München > LINK

Seit ich Gitarrist Elias Prinz (s. Foto) erstmals 2021, beim DjangoO Festival of Gypsy Music von Walter Abt (letztes Foto) und Alexander Diepold, gemeinsam mit seiner Freundin und Kollegin Ida Valentina traf, hat das junge, schillernde Künstlerpaar einen fulminanten Start in der europäischen Musikszene hingelegt, sowohl gemeinsam, wie in getrennten Projekten.

Am 12.22.2025 werden beide, aus Anlass einer Gedenkveranstaltung von Madhouse Kultur im Bayerischen Landtag gastieren, um gemeinsam mit anderen KünstlerInnen an Heinrich Himmlers Erlass zur Deportation der Sinti und Roma zu erinnern.

Ein Gitarrist spielt mit geschlossenen Augen auf einer traditionellen Gitarre bei einem Konzert. Im Hintergrund sind Mikrofone und Stühle sichtbar.
Ausnahme-Gitarrist Elias Prinz

Mit dem Silbersaal des deutschen Theaters – für mich einer der schönsten Veranstaltungssäle überhaupt – hätte der Kontrast der Abendveranstaltung zur künstlernahen Gypsy Swing Session am Nachmittag, im rustikalen Rahmen des Fraunhofer Wirtshaus und Theaters, kaum sein können, wodurch sich das Potential des Genres, in allerbester Festivalmanier, innerhalb von nur zwei Veranstaltungen breit entfaltete…

Einige Personen stehen in einem historischen Veranstaltungsraum mit eleganter Ausstattung, darunter Stühle und Tische. Die Gruppe besteht aus zwei Personen, die sich freundlich umarmen und lächeln.
Walter Abt und Gaby dos Santos nach dem Konzert im Silbersaal des Deutschen Theaters

Foto: Seit der Komponist und Gitarrist Walter Abt kürzlich nach Nicaragua geheiratet hat, sehen wir uns selten und nutzten daher fleißig die Zeit vor und nach dem Konzert, um uns auf Stand zu bringen….




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Veröffentlicht von Gaby dos Santos

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