Rocksängerin Claudia Cane während der öffentlichen Probendurchläufe zu „Ingeborg Schober – Eine Poptragödie“, im Artist Studio von Peter Lang (im UG des Münchner Künstlerhauses); Foto: Stefan Prager
Mein Freund und künstlerischer Wegbegleiter Jon Michael Winkler hat mich mit einem Facebook-Beitrag überrascht, zu dem ihn unsere Pressevorführung im PresseClub München inspiriert hat, dem ich nur einige einleitende Worte hinzufügen und ansonsten 1 zu 1 übernehmen möchte:
Diese Collage, wie auch Ingeborg Schobers bitteres Ende ist auch ein Appell an die (Kunst/- und Medien)Gesellschaft, wie mit uns Kreativen umgegangen wird: Ausgeschöpft, ausgenutzt und am Ende weggeworfen?, obwohl doch eigentlich so begabt, so versiert, so … Ingeborg hat sich für ihre prekären Lebensumstände in den letzten Jahren geschämt, versucht, sie vor der Öffentlichkeit zu verbergen. Ich denke, wir alle, die in einer ähnlichen „vive la Bohème“-Lage stecken, sollten uns nicht schämen. Wir nicht, sondern die Gesellschaft! Die sich mit der Ausbeute unserer kreativen Leistungen bereichert, ohne sie in der Regel angemessen zu honorieren, weder ideell noch finanziell!
Nachstehend nun der Post von Jon Michael Winkler:
Liebe Freundinnen und Freunde,
in zwei Tagen ist es endlich soweit! Wir führen – vorerst einmalig – in der Black Box im Gasteig unsere Multimediacollage zum 5. Todestag von Ingeborg Schober auf. Ingeborg Schober? – mag jetzt der ein oder die andere fragen, wer war sie? Vielleicht erinnert Ihr Euch an Eure Jugendzeit als Ihr damals noch am Radiogerät gesessen habt, um die neusten Songs und Hits Eurer Lieblingsinterpreten zu hören und dafür z.B. die Sendung „Club 16“ gehört habt – oder später einmal die Süddeutsche Zeitung aufgeschlagen. Wenn ein Artikel über den Auftritt einer Band besonders farbig und lebendig war, das Drumherum und die Hintergründe eindringlich geschildert wurden, war es ziemlich sicher einer von ihr. Denn was Joachim Kaiser für die Klassik war, war Ingeborg für den Bereich der Rock- und Popmusik, ja man bezeichnete sie sogar als die Erfinderin des „Pop-Journalismus“.
Ich hatte noch das Vergnügen sie anlässlich einer vom jourfixe-muenchen.de veranstalteten Lesung aus ihrem Buch „Poptragödien“ persönlich kennen zu lernen.
Dieser persönlicher Bezug, den Autorin und Initiatorin des Projekts Gaby Dos Santos und unsere Live-Interpretin Claudia Cane zu Ingeborg hatten und haben, ist sicher der Hauptbeweggrund, der diese Multimediacollage ins Leben rief, positiv begünstigt durch den glücklichen Umstand, dass Verwandte, Freunde und Kollegen von Ingeborg uns in diesem Projekt durch O-Töne, Dokumente und Fotos unterstützt haben. Und das merkt man… Heute nach der Vorpräsentation im Münchner PresseClub am Marienplatz verließ eine alte Bekannte mit Tränen in den Augen das Haus und meinte zu mir: „Das habt ihr eigentlich zu gut gemacht, SIE war hier, das konnte ich spüren…“
Aber nicht nur diejenigen, die persönlich mit Ingeborg Schober zu tun hatten, werden bei dieser Produktion eine Art Déjà-vu-Erlebnis haben, denn ihre Lebensgeschichte ist untrennbar mit der jeweiligen Zeit verwoben, die ihren plastischsten Ausdruck in der ihr zugehörigen Musik gefunden hat.
Li: Ingeborg Schober mit David Bowie und dessen damaliger Frau, re. Bildcollage von Gaby dos Santos aus der Produktion; Ingeborg on tour mit Genesis
Und so finden wir uns selbst auf einer Zeitreise durch fast 40 Jahre wieder, wenn wir alten Bekannten wie Janis Joplin, Jim Morrison & the Doors, Amon Düül II, Kraftwerk, David Bowie, Duran, Duran, Freddy Mercury & Queen und Falco wieder begegnen. Apropos Janis Joplin, es gibt eine deutsche „Ausgabe“ und seelenverwandte Inkarnation von ihr… Der Livepart, neben der souveränen Rezitation von Gaby dos Santos, wird durch die kräftige und warme Stimme von Claudia Cane getragen, die auf ihre unverwechselbare Weise Songs der eben genannten Künstler vortragen wird, das solltet Ihr Euch auf keinen Fall entgehen lassen!
Ja, und meine Wenigkeit? Ihr werdet Euch vermutlich wundern, dass ich bei einem Programm mit Pop- und Rockmusik mitwirke, da ich ja eher als Freund der leisen Gitarrentöne der latinischen Tradition und von Klassik und Jazz gelte… Aber auch mich haben diese Songs begleitet, wenn auch mehr im Hintergrund und Unbewussten. Aber durch das Arrangieren sind sie mir in die Helligkeit der bewussten Wahrnehmung getreten und haben sich mir dadurch in einem ganz neuen Licht gezeigt. Das war eine spannende Entdeckungsreise in die eigene Jugend und frühe Erwachsenenzeit, die zu einer Art Dialog geführt und sich, gefärbt von der mir eigenen Handschrift, in einigen doch sehr speziellen Arrangements der Playbacks geführt hat. Durch diese und verbindende Kompositionen und Textuntermalungen zieht sich als Leitmotiv ein ruhiges, unspektakuläre, doch sehnsuchtsvolles Leitmotiv, dem ich den Namen „Ingeborg’s Theme“ gab und das ich ihr im Gedenken gewidmet habe…
Wie Ihr jetzt wohl vermutet, steckt dieses Projekt voll gegenseitiger Beziehungen und sich reflektierender Bedeutungsebenen, die sich in Worten allein nicht ausdrücken lassen:
„Ingeborg Schober – Eine Poptragödie“ –
Multimedia Collage zum Aufstieg und Fall der ersten Frau im deutschen Popjournalismus
Seid herzlich gegrüßt, wir freuen uns auf Euch!
Euer Jon Michael Winkler