Hör mal…
Gestern entdeckte ich am Rosenheimer Platz dieses eingewachsene Münztelefon und wurde gleich ein bisschen nostalgisch. Eigentlich bin ich Generation Gelbe Telefonzelle und erinnere mich gut an den Gebrauch der Münzfresser, denn günstig waren Ferngespräche nicht. Die Geldstücke rasten nur so durch. Ortsgespräche im 8 Minuten Takt konnten auch lästig sein, wenn ein liebeshungriger Mensch vor mir eine Mark einwarf, also mindestens 40 Minuten bleiben wollte. Eines aber war anders. Man wollte nicht, dass andere Leute das Gespräch verstanden. So wurde Intimes eher leise gesprochen, die Tellefonzellentür geschlossen.

Heute plärrt es öffentlich aus und in die Handys. Es ist out, das Telefon ans Ohr zu halten um privat zu sein, nein Lautsprecher an und man kann dem Gespräch von beiden Seiten folgen, zumindest wenn man die Sprache versteht. So ist vieles verschwunden. Briefe die nach Parfüm riechen (werden vom Finanzamt nicht verschickt) und Telefonzellen in denen man, für eine kurze Zeit, in der Öffentlichkeit privat sein konnte.
Laut ist lauter geworden.
Leise leise verschwunden.
Post von Fotograf Sigi Müller, auch bekannt als Kolumnist der AZ unter dem Begriff Stadtspaziergänger,
am 20.6.2023

Titelfotos:
Links das Foto, das Sigi Müller zu seinem Beitrag inspiriert hat; Rosenheimer Pl., Höhe Rio-Filmpalas
Rechts ein Foto-Ausschnitt von Gaby dos Santos, das Sigi Müller vor einem Zeitungskasten zeigt, der eine seiner Kolumnen ankündigt
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