Die Mittagssonne schien fröhlich auf die Februarkälte, ohne wirklich zu wärmen.

Dennoch strömten immer mehr MünchnerInnen mit Kind und Kegel auf die Theresienwiese, ausgestattet mit einer wahren Armada einfallsreich gestalteter Schilder…




Fotos: Alexander Diepold
…oder auch beschrifteten T-Shirts, wie nachstehendes, das sich meine Freundin Daniela aus gegebenem Anlass übergestreift hatte…
… oder auch beschrifteten T-Shirts, wie das meiner Freundin Daniela…


Doch galt der Zustrom diesmal keinem Volksfest, sondern dem Protest gegen jegliche Form der Annährung an den Rechtsextremismus, wie er seitens des Verfassungsschutzes Mitgliedern der AfD in Teilen zugeschrieben wird.
Die Demonstration ausgelöst hatte der CDU-Kanzlerkandidat Friedrich Merz kürzlich mit einer Abstimmungstaktik im Bundestag, die früheren Aussagen diametral widersprach:
(…)“Er hatte zugesagt, nur mit SPD und Grünen vereinbarte Entscheidungen auf die Tagesordnung zu setzen, damit keine Mehrheit mit der AfD zustande kommt. Allerdings stimmte der Bundestag im Januar einem Antrag der Unionsfraktion für eine schärfere Migrationspolitik nur mit Stimmen der AfD zu und löste so Proteste aus. (…)“
Zitat SPIEGEL ONLINE; 18.02.2025: „Merz räumt Kehrtwende in seiner Haltung zur AfD bei kontroverser Bundestagsabstimmung ein“ > LINK

Da ich viel zum Aufstieg von Hitler und der NSDAP 1933 recherchiert habe, halte ich solcherart wahlkampftaktische Manöver nicht nur für unanständig, sondern – darüber hinaus – für brandgefährlich! Und diese Einschätzung teile ich offensichtlich mit über 250.000 MünchnerInnen: Gefühlt hat an diesem 8. Februar, nach den Social Media Posts zu urteilen, die ganze Stadt demonstriert – zumindest aber jene Blase, in der ich verortet bin 😉

Foto: Daniela Koch, 8.2.2025
Die Bedrohlichkeit des Rechtsextremismus wurde zusätzlich durch die Familienchroniken der anwesenden Sinti untermauert, denen ich mich für diese Demo angeschlossen hatte:
55 Familienmitglieder von Ramona Sendlinger verloren in Auschwitz ihr Leben, nur weil sie Sinti waren. Und nicht nur sie. Es gibt in der Community bis heute keine Familie ohne Angehörige, die dem Holocaust zum Opfer fielen… Und bis heute erfährt diese Minderheit, obwohl seit
600 Jahren in Deutschland beheimatet, Ausgrenzung und Diskriminierung! Daher lebt Ramona (s. Video o.li. und Bild u. li.) ihr persönliches „Nie wieder“ und den Kampf um Gleichstellung ihrer Volksgruppe, indem sie, soweit irgendwie möglich, keine Bürgerrechtskampagne, Demo oder Gedenkveranstaltung in Zusammenhang auslässt!


Li: Die Sinti-AktivistInnen Ramona und Willi; Re/Mitte: Unsere sehbehinderte Freundin Alexandra Riehl
Fotos: Daniela Koch
Für die MitbürgerInnen dieser Volksgruppen bedeutet das Erstarken einer Partei wie der AfD noch einmal schmerzhaft mehr, als für uns AktivistInnen der Mehrheitsgesellschaft. Uns treibt Sorge um unsere Demokratie um. Schlimm genug. Bei den Sinti und Roma jedoch handelt es sich um nackte Angst, die bei ihnen, durch den Holocaust ihrer Eltern, Großeltern und inzwischen auch Urgroßeltern, genetisch verankert ist. Neben der „Abordnung“ aus dem Umfeld von Madhouse Kultur der Sinti und Roma, nahm auch unsere blinde Freundin Alexandra Riehl an der Demo teil. Als Frau mit Behinderung beobachtet auch sie mit besonderer Sorge die politische Entwicklung…

Positiver Nebeneffekt eines unerfreuliches Anlasses:
Besonders gefreut hat mich, dass ich heute meine allerbeste Freundin Daniela und ihren Mann Peter meinen Madhouse FreundInnen vorstellen konnte – und umgekehrt.
Daniela und Peter sind sehr wichtig in meinem Leben und meine Sinti FreundInnen sind es längst auch…
Weiterführende Linkvorschauen
Die Volksgruppen in Übersicht
Zur NS-„Euthanasie“
Titelmotiv: Collage von Gaby dos Santos; Ausgangsfotos: Alexander Diepold/Theresienwiese, 8.2.2025
Videos: Daniela Koch
Entdecke mehr von Gaby dos Santos
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