Alexander Diepold ist neuer Vorsitzender der Bundesvereinigung der Sinti & Roma in Deutschland – Eine Würdigung in Freundschaft von Gaby dos Santos

„Ich weiß nicht, ob ich Dir wirklich dazu gratulieren kann“ ,

lautete meine verhaltene Reaktion, als mir Alexander neulich – so ganz nebenbei – an der Pforte zum Münchner Rathaus von seiner Ernennung zum Vorsitzenden der Bundesvereinigung der Sinti und Roma (BVSR) in Deutschland berichtete.

Natürlich fiel meine Reaktion nicht deshalb verhalten aus, weil ich meinem Freund und langjährigen Kooperationspartner das neue Amt nicht gegönnt hätte, sondern weil er sich eh schon so viele Posten aufgebürdet hat und sich zudem deutschlandweit an unterschiedlichsten Fronten engagiert…

…für jede nur erdenkliche Art von Belangen der Sinti und Roma, „seiner Menschen“, wie sich die Minderheit im Volksmund selbst bezeichnet.

S. dazu auch >
„Alexander Diepold: Tätigkeiten“

Gaby dos Santos und Alexander Diepold vor dem Münchner Rathaus

Alexander Diepold: Nonstop engagiert für Sinti & Roma, im Sozial- & Bildungswesen, in Kunst & Kultur: Ein aktualisiertes Portrait

„Ein nüchternes Bürogebäude mitten in München soll ein ‚Narrenhaus‘ beherbergen?“, lautet die rhetorische Frage im BR-Pressetext zur ARD-Dokumentation „Leben im Madhouse: Ein Ort für Sinti & Roma“. Weiter heißt es: „Madhouse“ nennt sich die Einrichtung, die sich hier um fast 400 Sinti- und Roma-Familien kümmert. Gegründet hat sie…

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Allgemein wenig bekannt ist dabei, dass er selbst erst als Erwachsener seine Wurzeln entdeckt hat und noch viel später erst seine Schwester Roswitha Stein und deren Umfeld aus Neffen, Nichten, Kindern und Kindeskindern.

Alexander Diepold mit seiner Schwester Roswitha Stein bei der Gedenkveranstaltung am 23.7.2025, zum > OEZ-Attentat

In „soviel Familie“ war Alexander jedoch nicht immer eingebettet, wuchs vielmehr zeitweilig in einem katholischen Kinderheim in Immenstadt auf, was er erst 2018, in einer Broschüre (s. Foto u.) über die Heimkindheit von Sinti und Roma aufarbeitete. Die Zustände dort deckten sich leider durchaus mit den Horrorgeschichten, die inzwischen über viele solcher Einrichtungen bekannt geworden sind.

Von christlich/katholisch war dort jedenfalls so wenig zu spüren, dass Alexander kürzlich ein Exemplar seiner Broschüre dem Papst persönlich überreichte:

Alexanders Kinderheim 1968, kurz vor dem Abriss; Quelle: Broschüre unten

Unumwunden, wie sich der ansonsten stets diplomatische Alexander mitunter – und dann zur großen Überraschung aller Anwesenden – zeigen kann, bat er den Papst, einen Blick auf diese Zeitzeugnisse zu werfen…

Doch trennt Alexander seit jeher seinen Glauben von den Vorbehalten, die er gegenüber Teilen des kirchlichen Personals aus seiner Vergangenheit hegen mag. Diese Einstellung habe ihm, so berichtete er mir einmal, genug Halt verliehen, um schon in sehr jungen Jahren eine erste Gruppe für betreutes Wohnen einzurichten, in einem Alter, in dem das Prekariat leicht auch in die Jugendkriminalität führen kann.

Alexander im „Chefsessel“ bei Madhouse München, in der Landwehrstraße

Aus diesem ersten sozialen Projekt erwuchs später Madhouse München, das soziokulturelle Zentrum für Sinti und Roma, das in zwei Jahren sein !! 40jähriges Bestehen feiern wird – während ich fast zeitgleich mein 11jähriges Ehrenamt als Pressesprecherin an Alexanders Seite begehen werde!

Falls ich das noch erlebe, denn mit dem rasanten Tempo, in dem Alexander seine kulturpolitischen Aktivitäten stetig ausbaut, kommt meine virtuelle Feder publizistisch kaum mehr mit 😉

Aus der Foto-Galerie eines „Vollblut-Aktivisten“, im Uhrzeigersinn, v.o.li.:
  • Mit Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter im Rathaus (2025)
  • In meiner Küche mit Alt-OB Christian Ude (2025)
  • Mit dem damaligen Ministerpräsidenten und Linken-Politiker Bodo Ramelow im Dezember 2023 im Bundesrat
  • Bei den Eröffnungsfeierlichkeiten der Niederlassung der Hildegard Lagrenne Stiftung in Berlin, mit Doris Schröder Köpf und Rita Süßmuth (2021)

Alexander Diepold und Gaby dos Santos am 12.12.2025 im bayerischen Landtag, wo Madhouse KULTUR an den Himmler-Auschwitz Erlass zur Deportation der Sinti und Roma erinnerte

Vom Heimkind auf Identitätssuche an die Spitze des größten deutschen Dachverbandes seiner Volksgruppe, war es ein weiter – und vor allem ein extrem arbeitsintensiver Weg – so dass ich noch immer nicht weiß, ob ich Alexander jetzt wirklich zu noch mehr Stress gratulieren darf. Mich beruhigt allerdings die Tatsache, dass dieser Verband sehr basisdemokratisch handelt und die Vorsitzenden, nach dem Rotationsprinzip, jeweils nur für ein bis zwei Jahre gewählt werden…

Alexander Diepold im August 2024 bei einer Polit-Kampagne mit Schauspielerin Katerina Jakob

Danach, so hat Alexander mir versichert, werde er alle seine Ämter – und das sind nicht wenige – niederlegen und in Rente gehen. Darauf bin ich sehr gespannt gespannt, denn zu dem Zeitpunkt wäre möglicherweise auch ein Posten als Bundespräsident wieder vakant… 😉


Die Bundesvereinigung der Sinti und Roma e.V. (BVSR)

„… ist ein deutschlandweiter Zusammenschluss von Selbstorganisationen und Initiativen der nationalen Minderheit der Sinti und Roma, sowie von zugezogenen Menschen mit Romani-Hintergrund (…)“

MEHR > www.bv-sr.de/


Weitere Beiträge in Zusammenhang mit Alexander Diepold und seinen Aktivitäten im GdS-Blog:


Das Foto zum Titelmotiv stammt von Oliver Stey und zeigt Alexander Diepold im März 2025, während seiner Ansprache bei den Gedenkfeierlichkeiten zur Deportation der Münchner Sinti und Roma am 13. März 1943



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Veröffentlicht von Gaby dos Santos

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